Wiener Mundartdichterin Trude Marzik 93-jährig verstorben

DIALEKTDICHTERIN TRUDE MARZIK FEIERT IHREN 90. GEBURTSTAG
DIALEKTDICHTERIN TRUDE MARZIK FEIERT IHREN 90. GEBURTSTAGAPA/HEDI TYPOLT
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Die Erzählerin und Lyrikerin Marzik wurde 1971 mit "Aus der Kuchlkredenz" bekannt. Zuletzt erschienen 2008 ihre gesammelten "Lieblingsgedichte".

Die Wiener Mundartdichterin Trude Marzik ist in der Nacht auf Sonntag im Alter von 93 Jahren in Wien verstorben. Dies teilte Marziks Sohn der APA mit. Heinz Conrads machte sie bekannt, als er in einer seiner Radiosendungen Ende der 1960er ihr Gedicht "Mei Bua" vortrug. Berühmt wurde sie durch ihr erstes Buch "Am Anfang war die Kuchlkredenz (1971), zuletzt erschienen 2008 "Meine Lieblingsgedichte".

"Trude Marzik verkörpert wie kaum eine andere zeitgenössische Autorin das typisch 'Wienerische' und steht nicht nur für anspruchsvolle und lesbare, sondern auch für verkäufliche Literatur", würdigte die Expertenjury bei der Verleihung des Buchpreises der Wiener Wirtschaft 2008 den liebevollen Humor sowie den Wiener Charme der Texte der Erzählerin und Lyrikerin. Hans Weigel sagte über Marzik einmal, dass sie "das Wienerische als Umgangssprache in den verschiedensten Spielarten vom Salon bis zum Gemeindebau und von der Zwischenkriegszeit bis in die Gegenwart beherrscht".

Marzik wurde am 6. Juni 1923 in Wien-Hernals geboren. Das Dichten und Reimen begleitete sie seit ihrer Kindheit, als sie für die Eltern Krampusverse und gereimte Schulaufsätze verfasst hatte. Marzik studierte an der Universität Wien zunächst Anglistik und Germanistik und nahm privaten Schauspielunterricht. Die Verpflichtung zum Arbeitsdienst zwang sie jedoch, das Studium aufzugeben. Nach Kriegsende verdiente sich Marzik ihr Geld zunächst durch Kabarettauftritte bei Fred Kraus und im "Lieben Augustin" bei Fritz Eckhardt, danach verließ sie aber aus persönlichen Gründen die Bühne und wechselte zur Fluggesellschaft PanAm.

Später Durchbruch

Bedingt durch den Beruf und die Geburt ihres Sohnes blieb Marzik in diesen Jahren wenig Zeit zum Schreiben. Erst ab 1968 entstanden wieder regelmäßig Gedichte. Nach ihrem Durchbruch mit dem Gedicht "Mei Bua" veröffentlichte sie eine Reihe von Gedicht- und Prosabänden, darunter "Aus der Kuchlkredenz" (1971), "A bissl Schwarz - A bissl Weiss" (1972) und den erfolgreichen Band "Parallelgedichte" (1973), in dem sie Lyrik von Goethe, Eichendorff, Rilke, Kästner und Brecht ins Wienerische übersetzte.

In den 1990er-Jahren veröffentlichte die mehrfache Großmutter die Bücher "Was ist schon dabei, wenn man älter wird" (1997), "Wiener Melange" (1997) und "Romeo Spätlese"(1998), in dem sich die Autorin ironisch-heiter über die Liebe im Alter Gedanken machte. 2003 erschien der Gedichtband "Schlichte Gedichte", 2005 folgte der Band "Mütter und Großmütter. Gedichte und Geschichten", in dem sie in gewohnt lakonischer und ironischer Manier über die Freuden und Leiden des Mutterseins berichtete. Den Abschluss machte 2008 der Sammelband "Meine Lieblingsgedichte", eine Zusammenstellung ganz persönlicher Lieblingsstücke aus ihrem umfassenden Oeuvre.

(APA)

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