Aslı Erdoğan erhält Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte

Die türkische Autorin Aslı Erdoğan.
Die türkische Autorin Aslı Erdoğan.(c) APA/AFP/OZAN KOSE
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Die türkische Autorin Aslı Erdoğan ist wieder frei – und will „unbedingt hier weg“.

Wie „Die Presse“ erfahren hat, soll der Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte 2016 an die türkische Autorin Aslı Erdoğan gehen. Ihr Schicksal hat seit ihrer Festnahme am 16. August 2016 die internationale Öffentlichkeit beschäftigt. Erdoğan wurde nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei wegen ihrer Mitarbeit für eine prokurdische Zeitung verhaftet. Nach viereinhalb Monaten in Haft wurde die schwer kranke Autorin am 29. Dezember wieder freigelassen, steht jedoch immer noch unter Anklage und darf die Türkei nicht verlassen. Die nächste Verhandlung ist für März anberaumt. Die Verleihung des Bruno-Kreisky-Preises an sie soll im Mai oder Juni erfolgen.

Aslı Erdoğan stammt aus Istanbul, sie hat Physik studiert und veröffentlichte in den Neunzigerjahren ihren ersten Roman. Ihr Rio-de-Janeiro-Roman „Die Stadt mit der roten Pelerine“ – auf Deutsch im Schweizer Unionsverlag erschienen – brachte ihr internationalen Erfolg. Immer wieder lebte sie außerhalb der Türkei, unter anderem in Graz, wo sie von Sommer 2012 bis Sommer 2013 „Asylschreiberin“ war. Seit vielen Jahren engagiert sie sich auch politisch als Journalistin, hat über die Zustände in den türkischen Gefängnissen und über Folter, über Gewalt an Frauen geschrieben. Sie setzte sich für die kurdische Minderheit in der Türkei ein – bis ihre Mitarbeit in der prokurdischen Tageszeitung „Özgür Gündem“ sie ins Gefängnis brachte.

„Ich will unbedingt hier weg“, sagte sie nach ihrer Freilassung in einem Telefonat mit der „Süddeutschen“, sie könne „mit diesem abgründigen Hass nicht mehr umgehen“. Und außerdem: „Wer braucht hier noch so etwas wie Literatur?“ (sim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2017)

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