Feuilleton

Die Apokalypse eines Atheisten

Wir gehen unter: In dieser Überzeugung trifft sich der atheistische Philosoph Michel Onfray mit Michel Houellebecq und christlichen Kulturkämpfern.
Wir gehen unter: In dieser Überzeugung trifft sich der atheistische Philosoph Michel Onfray mit Michel Houellebecq und christlichen Kulturkämpfern. (c) REUTERS
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Buch. Philosoph Michel Onfray sieht die jüdisch-christliche Zivilisation in der finalen Phase - durch eigene Schuld und durch den Islam. Aber er ist sich in seinem neuen Buch, "Dekadenz", auch sicher: Das Schlimmste komme noch.

So oft hat Frankreichs Paradeatheist Michel Onfray dazu aufgerufen, sich von allen Rückständen christlicher Kultur zu lösen. Einen hat er offenbar dabei vergessen: den der Tradition männlicher Kanzelpredigt. Beim Philosophen Onfray ist sie todernst und pathetisch, beim britischen Biologen Richard Dawkins nüchterner, aber ebenso todernst. Noch eines verbindet die kämpferischen Religionsgegner miteinander sowie mit anderen, die man gern unter dem Etikett „Neue Atheisten“ zusammenfasst: Sie wissen genau, dass jede Art von Religion absolut schädlich ist und alle Religiösen im Unrecht sind – und sie absolut im Recht.

„Die vier Reiter der Nichtapokalypse“ nannte man die Anfang des neuen Jahrtausends rege publizierenden „neuen Atheisten“ Sam Harris, Richard Dawkins, Daniel Dennett und Christopher Hitchens. Sie einte die Überzeugung, dass Religion eine zerstörerische Kraft sei. Die Anschläge vom 11. September 2011 schienen sie zu bestätigen, die Zeichen für eine „Rückkehr der Religionen“ schürten ihren Zorn, der sich auch in der Wortwahl (Religion als „Virus“, „Geisteskrankheit“) niederschlug. Nur nach heftigen Einsprüchen von säkularer Seite zog Dawkins 2006 seine Unterschrift unter einer Petition zurück, um in England jede Art von religiöser Erziehung vor dem 17. Lebensjahr als „Kindesmissbrauch“ zu verbieten.

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