Die Kunst der Erzählung: In der Kürze liegt die Tücke

Alice Munro, 1931 geboren, publizierte mehr als 150 Erzählungen.
Alice Munro, 1931 geboren, publizierte mehr als 150 Erzählungen.(c) IAN WILLMS/The New York Times/Re/Redux/laif (IAN WILLMS/NYT/Redux/laif)
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Die Kurzgeschichte macht es dem Leser nicht leicht. Kaum ist er in ihre Welt eingetaucht, wirft sie ihn auch schon wieder hinaus. Und wer nach dem Sinn sucht, wird allzu oft enttäuscht. Und doch! Gerade deshalb! Ein Loblied - und fünf Empfehlungen.

Als die Kanadierin Alice Munro 2013 den Literaturnobelpreis erhielt, war die Verblüffung groß: Wer, bitte, sollte das noch einmal sein? Die Antwort: Eine der wichtigsten Erzählerinnen der Gegenwart. Eine Meisterin der kurzen Form. Eine Autorin, deren Geschichten so raffiniert gesponnen sind, dass man sich darin verheddert. John Updike verglich sie mit Tschechow, Jonathan Franzen schwärmt regelmäßig von ihr. Aber sie publiziert eben fast ausschließlich Erzählungen – keine Romane. Und der Roman ist nun einmal die Königsdisziplin. Er verkauft sich. Er verspricht Erfolg und Renommee.

Tatsächlich macht es einem die Erzählung nicht gerade leicht. Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht: Zehn, zwanzig, vielleicht vierzig Seiten, das kann doch keine Herausforderung sein für einen, der dicke Wälzer gewöhnt ist, das ist gerade Stoff für eine kurze Zugfahrt, fürs Wartezimmer, das hält niemanden nächtelang wach.

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