Robert Menasses Roman „Die Hauptstadt“ bündelt Elemente wie Bürokratiesatire, Krimi und utopische Pläne zu einem reichhaltigen Brüssel-Kaleidoskop. Im Zentrum steht der pensionierte Ökonomieprofessor Alois Erhart – ein Österreicher.
Unter Österreichs Autoren gilt er als Europas größter Fan. Sein neues Buch über die europäische Hauptstadt bestätigt diesen Ruf jetzt in eindrucksvoller Weise. Schon vor mehreren Jahren hat Menasse einen solchen Roman angekündigt: ein Buch über Brüssel. Auf die Idee, ausgerechnet diesen Ort literarisch fruchtbar zu machen, muss man erst einmal kommen. Nichts spricht für ihn: eine kalte Bürokratenhochburg. Gutes Essen, vielleicht. Sonst nur sehr viel Konstruiertes und wenig Gewachsenes.
„Die Hauptstadt“ aber bewegt sich von Beginn an jenseits der gängigen Klischees. Ein ganzes Jahr hat Menasse in Brüssel verbracht, um sich die Dinge vor Ort anzusehen. Bis heute hat er in der Stadt einen Zweitwohnsitz. Menasse hat mit Beamtinnen und Beamten gesprochen, hinter den Kulissen recherchiert, die Atmosphäre der Stadt eingesogen. Dabei hat sich ihm ein Bild jenseits der verbreiteten Vorurteile vermittelt. In Brüssel hat er hoch motivierte und hart arbeitende Menschen getroffen, denen die Arbeit für Europa ein echtes Anliegen ist.