Daheim im Prekariat

"Als der Teufel aus dem Badezimmer kam" von Sophie Divry: der irre Alltag einer jungen französischen Arbeitslosen auf Jobsuche.

Sophie sitzt an einem Roman, kommt aber nicht weiter – wie denn auch, wenn sie sich mit Zahlen herumschlagen muss, die weniger als das Existenzminimum bedeuten?! Sie hat keine journalistischen Aufträge und findet keine Arbeit, dafür hat sie nur noch 300 Euro auf dem Konto, von denen sie 260 Euro an Stromkosten nachzahlen muss. So lautet die einzig logische Frage: „Wie soll man zehn Tage lang mit 40 Euro auskommen?“ Dazu funken ständig Figuren wie ihre Mutter und ihr bester Freund Hector dazwischen, die sich gleich selbst einführen. Hector ist ständig auf der Suche nach weiblichen Eroberungen – diesmal hat es ihm seine Nachbarin angetan, „die schöne Belinda“ –, und ihre Mutter entsetzt sich ob ihrer schlimmen Situation.

Der titelgebende Teufel will Sophie natürlich auch verführen. So spricht er, Lorchus: „Wann kapierst du's endlich: Arbeit ist nur was für Schwächlinge.“ Er meint weiter, das Geld liege auf der Straße, müsse nur aufgehoben werden – und so überlegt die junge Frau, ob Stehlen, Betrügen, Dealen oder ein Banküberfall eine gute Alternative wären. Das Jobcenter spuckt indes kaum reale Stellenangebote für die Schlagworte „Stadtschreiberin“, „Journalistin“ oder „Lehrerin“ aus.

Schließlich wird Sophie doch noch als ungelernte Kellnerin engagiert, denn „Kellnern schien mir ein guter Kompromiss“. Wie es am Ende zu blutigen Ausschreitungen kommt, wird nicht verraten – der Alltag einer Vertreterin des Prekariats sieht eben rundum nicht sehr rosig aus.

Sophie Divry: „Als der Teufel aus dem Badezimmer kam“, übersetzt von Patricia Klobusiczky, Ullstein Verlag, 272 Seiten, 21,60 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2017)

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