Marcel Proust zahlte Zeitungen für gute Kritiken

Die Belege für die selbst geschriebenen Kritiken  wurden gemeinsam mit einer seltenen Ausgabe von "In Swanns Welt" entdeckt.
Die Belege für die selbst geschriebenen Kritiken wurden gemeinsam mit einer seltenen Ausgabe von "In Swanns Welt" entdeckt. (c) AFP (THOMAS SAMSON)
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Die begeisterten Rezensionen verfasste der Autor selbst - und verwischte seine Spuren. Immerhin ging es um sein Meisterwerk "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit".

Der französische Schriftsteller Marcel Proust (1871 - 1922) hat für gute Buchkritiken Geld bezahlt. Der Autor schrieb die Rezensionen zu einem seiner Romane selbst und sorgte dafür, dass sie in führenden Zeitungen erschienen, wie jetzt aufgetauchte Briefe des Schriftstellers belegen.

Die Kritiken schickte er zum Abtippen an seinen Verleger. "So wird es keine Spur von meiner Handschrift geben", schrieb Proust in den Briefen. Und er werde sich "absolut von dem Geld, das den Besitzer wechseln wird", distanzieren.

Der Schreibstil "fast zu leuchtend für das Auge"

Für eine Lobeshymne auf den Roman "In Swanns Welt", den 1913 erschienenen ersten Teil des Mehrteilers "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit", zahlte der wohlhabende Autor demnach 300 Francs - heute umgerechnet etwa 1000 Euro. Die Rezension erschien auf der Titelseite der Tageszeitung "Le Figaro". Mehr als doppelt so viel, 660 Francs, zahlte der Schriftsteller für eine begeisterte Kritik seines Romans auf der Titelseite des "Journal des Débats".

Proust schrieb seinem Verleger Louis Brun darin, das Buch sei "ein kleines Meisterwerk" und der Schreibstil "fast zu leuchtend für das Auge". Die Briefe wurden gemeinsam mit einer seltenen Ausgabe von "In Swanns Welt" entdeckt. Ende Oktober soll die seltene Ausgabe im Auktionshaus Sotheby's in Paris unter den Hammer kommen - die Versteigerungssumme wird auf rund eine halbe Million Euro geschätzt.

Die Verlage wollten das Buch nicht

Mehrere Verlage hatten die Veröffentlichung von "In Swanns Welt" abgelehnt. Brun überredete schließlich seinen Chef, den Verleger Bernard Grasset, das Buch herauszugeben. Die Bedingung war, dass der Autor selbst die Kosten trug. Grasset nannte das Buch "unlesbar" - aber es wurde ein voller Erfolg.

(APA/AFP)

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