Dichter & Denker

Josef Weinheber: Das Wiener Gfrett des Sprachvirtuosen

Eine zwiespältige Persönlichkeit: der als Dichterfürst verehrte Josef Weinheber.
Eine zwiespältige Persönlichkeit: der als Dichterfürst verehrte Josef Weinheber.(c) Brühlmeyer / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com
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Josef Weinheber gilt als einer der umstrittensten österreichischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Der Ottakringer Sprachvirtuose ist ein Mitläufer der Nazis und wird als Dichterfürst verehrt. Der Beginn seiner Vita liest sich wie das Drehbuch eines kitschigen Wiener Films. Das Ende ist tragisch.

Vier Gedichte des Wiener Heimatdichters Josef Weinheber nimmt Marcel Reich-Ranicki 2005 in seinen Kanon deutscher Lyrik auf und meint: „Es werden Autoren in Anerkennung nicht ihres politischen Wohlverhaltens aufgenommen, sondern ihrer literarischen Leistungen. Das gilt auch für Josef Weinheber.“ Auch wenn dieser meint, an seinem anfänglichen Misserfolg sei die „jüdische Unterwanderung des österreichischen Kulturbetriebs“ schuld – Kollegen wie der Dreivierteljude Hofmannsthal oder der Volljude Zweig.

Einer der umstrittensten österreichischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wird 1892 in Ottakring geboren. Weinheber, der als Dichterfürst verehrt wird und einer der meistgelesenen Lyriker seiner Zeit ist, polarisiert bis heute. Er gilt auch als Nazi-Poet, ist frühes NSDAP-Mitglied, von der Partei erwartet er sich Unterstützung für seinen Kampf als Künstler. Weinheber wird wegen Nichtbezahlung von Beiträgen aus der Partei ausgeschlossen, später wieder aufgenommen und erfährt während der NS-Zeit hohe Ehrungen.

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