So heftig, so leise, so ausgelassen, so ernst: Mit Philip Roth ist ein Berserker der Literatur gestorben, ein hohnlachender Komödiant, der aber auch anders konnte. Ein Nachruf und fünf Lieblingsbücher.
Vor ein paar Jahren habe ich einem Kollegen „Portnoys Beschwerden“ geliehen. Wie immer unverlangt und mit den Worten: „Das musst du lesen!“ So ist es ja meistens: Man verborgt Bücher nicht, weil man danach gefragt oder gebeten wird. Man empfiehlt, was man selbst liest und liebt, drängt es dem anderen auf, man hofft auf Gleichklang. In diesem Fall ist die Empfehlung nicht gut angekommen: Mein Kollege hat den Roman gehasst.
Als Roth-Fan muss man mit solchen Reaktionen rechnen. „Portnoys Beschwerden“ ist wirklich heftige Kost: unfassbar dreist, umwerfend komisch, ehrlich, schamlos, ein Buch, das keine Kompromisse eingeht und alle vor den Kopf stößt. Es ist das vierte und vielleicht ausgelassenste Werk des 1933 in Newark geborenen Philip Roth und handelt vom Aufwachsen und den sexuellen Sehnsüchten und Nöten eines jungen Mannes in einer jüdischen Familie.