"Die Plotter": Killerfabrik in Südkorea

Un-Su Kim: „Die Plotter“
Un-Su Kim: „Die Plotter“(c) Europaverlag
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Autor Un-Su Kim erzählt in „Die Plotter“ die Geschichte eines Auftragsmörders, der nachzudenken beginnt. Das liest sich fesselnd und poetisch zugleich.

Der größte – und einzige – Schwachpunkt des Roman „Die Plotter“? Die unpassende Etikettierung als Thriller! Spannung hat das Buch zwar reichlich zu bieten, aber für einen fiebrigen Pageturner ist der Aufbau zu langsam.

Das tut der Begeisterung für diesen Roman aber keinen Abbruch und beginnt schon mit dem Cover, auf dem Blutspritzer stilisiert sind, die sich bis über die Seiten ausbreiten. Neugierige Blicke bei der U-Bahn-Fahrt sind sicher, wie der Selbsttest gezeigt hat.

Aber der südkoreanische Autor Un-Su Kim weiß auch innerhalb der Buchdeckel zu überzeugen. Seine Hauptfigur Raeseng wird dem Leser unweigerlich sympathisch, auch wenn er einem unsympathischen Beruf nachgeht: Er ist Auftragsmörder.

Großgezogen wurde Raeseng von Old Raccoon, der aus seiner Bibliothek heraus eine Art Killerfabrik verwaltet. Jahrzehntelang wurden alle politisch motivierten Morde über diese „Library of Dogs“ abgewickelt. Raeseng ist ein Teil dieser gut funktionierenden Tötungsmaschine, doch irgendwann begeht er den Kardinalfehler aller Killer. Er beginnt, zu fühlen und nachzudenken.

Un-Su Kim hat daraus einen stellenweise fast schon poetischen Roman gemacht, der ganz nebenbei auch die Gesellschaft in Südkorea porträtiert. Der Autor erzeugt durch gekonnt eingestreute, märchenhafte Sequenzen immer wieder schöne Bilder im Kopf des Lesers. Viel mehr kann ein guter (Kriminal-)Roman nicht leisten.

Un-Su Kim: „Die Plotter“, übersetzt von Rainer Schmidt, Europaverlag, 360 Seiten, 24,70 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2019)

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