Morden ohne Motiv: Vom neuen Mythos des Bösen

Nicht einmal er selbst weiß, warum er tut, was er tut: Heath Ledger als Joker in „The Dark Knight“.
Nicht einmal er selbst weiß, warum er tut, was er tut: Heath Ledger als Joker in „The Dark Knight“.(c) WARNER BROS / Mary Evans / pictu (WARNER BROS)
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Schon die Romantik hatte eine Ahnung: Um böse zu sein, braucht es nicht mehr als – böse zu sein. Was aber ist das reine Böse? Der Joker: vom neuen Mythos des Bösen, geboren aus der Trivialliteratur.

Vor der „Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft“ – müssen wir uns vor der fürchten? Wenn sogar dem Teufel nichts anderes bleibt, als letztlich dem Guten zu dienen? Ende gut, alles gut. Es gibt immer welche, die das Ende erleben, und mit denen freuen wir uns, auch wenn wir vor ihnen gestorben sind.

Nach dem Vorbild und unter Verwendung einer volkstümlichen Figur aus dem Mittelalter schuf Goethe mit seinem Mephistopheles einen neuen Mythos: den aufgeklärten, eloquenten, eleganten europäischen Zyniker, der das Papiergeld und den glatten, ökonomisch unwiderlegbaren Wirtschaftsliberalismus erfindet, dem die altmodische, unpraktische, unhygienische Hütte von Philemon und Baucis weichen muss.



Mephistopheles war im alten Volksbuch vom Doktor Faust noch eine Schreckfigur, mehr gruselig als entsetzlich, eher ein Schausteller auf dem Jahrmarkt als der Fürst der Finsternis. Goethe hat aus ihm den Teufel der Aufklärung geformt. Die aufkommende Industrialisierung und die Festigung der bürgerlichen Märkte benötigten ein neues Bild, einen neuen Mythos des Bösen.

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