Neues Buch von Michel Houellebecq

(c) Die Presse (Michaela Seidler)
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"La Carte et le Territoire" von Michel Houellebecq erscheint am 8. September bei Flammarion. „Überraschend, eigenartig, witzig“, fand „Le Parisien“ das Buch. Der „Independent“ widmete ihm gleich eine ganze Seite.

Jed Martin heißt der Held des neuen Romans von Michel Houellebecq („Elementarteilchen“). Martin, Maler, Sohn eines bekannten Architekten, bittet darin für seine erste große Ausstellung „einen weltweit gefeierten Autor“, für seinen Katalog einen Text zu schreiben: Der Autor heißt Houellebecq. „La Carte et le Territoire“, so der Titel des neuen Buchs, teils Thriller, teils satirische Comedy, sorgt für Rumoren.

„Überraschend, eigenartig, witzig“, fand „Le Parisien“ das Buch. Der „Independent“ widmete ihm gleich eine ganze Seite, in der Houellebecqs Werke, „Sünden“ und Skandale aufgelistet werden. Darunter die Konfrontation mit der Mutter, die in „Elementarteilchen“ (1998, auf Deutsch bei Rowohlt zu haben) als egoistische Sixties-Schlampe durch den sprichwörtlichen Kakao gezogen und überdies für tot erklärt wird. Die echte Mutter, Lucie Ceccaldi, schilderte ihrerseits 2008 ihr bewegtes Leben in einem Buch und drohte ihrem Sohn, wenn er noch einmal ihren Namen erwähne, ihm „mit dem Gehstock eines auf die Birne zu geben, dass ihm alle Zähne rausfliegen“.

„Nachlässig gekleideter Trinker“

Dennoch scheint Houellebecqs neuer Roman wieder sehr biografisch geworden zu sein: Er macht sich über französische Prominente lustig, mit denen er befreundet ist – unter diesen auch ein „faul stinkender, nachlässig gekleideter Autor, der reichlich dem Alkohol zuspricht“, so schreibt Whisky-Fan Houellebecq. Der Schriftsteller im Buch lebt in einem „heruntergekommenen Haus an den Ufern des Shannon, das den am schlechtesten gepflegten Rasen in der ganzen Gegend hat“. Houellebecq wohnte bis vor Kurzem in der irischen Grafschaft Cork.

Seine bisherigen Bücher provozierten Kritiker zu Beschimpfungen wie zu Lob: Houellebecq sei ein Rassist, Nihilist, hieß es, aber auch der literarische Popstar der Single-Generation. Diesmal freilich dürfte das Hauptthema der Goncourt sein. Houellebecq, einer der wenigen international bekannten zeitgenössischen französischen Autoren, hat den angesehenen Preis noch nie bekommen. Mit dem neuen Buch könnte es so weit sein. bp
Michel Houellebecq im Sucher Seite 27

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2010)

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