Deutscher Buchpreis für Melinda Nadj Abonji

Deutscher Buchpreis fuer Melinda
Deutscher Buchpreis fuer Melinda(c) Dpa/Fredrik Von Erichsen (Fredrik Von Erichsen)
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Der Österreicher Doron Rabinovici geht leer aus. Die Auszeichnung für den besten Roman des Jahres geht an die aus Serbien stammende Schweizerin Melinda Nadj Abonji mit "Tauben fliegen auf".

Die Autobiografie ist ein Teil der Fantasie“, sagte Melinda Nadj Abonji in einem NZZ-Interview: Ihr Roman „Tauben fliegen auf“, für den sie nun den mit 25.000 Euro dotierten Deutschen Buchpreis erhält, trägt tatsächlich autobiografische Züge. Er erzählt von einer ungarischen Familie aus Serbien, die in die Schweiz ausgewandert ist.

„Ich bin keine Reisende, sondern eine, die weggeht und nicht weiß, ob sie zurückkommt“, sagt Ildikó, die Hauptperson. Abonji hatte ein ganz ähnliches Schicksal. Sie wurde in der Vojvodina geboren, lebt heute in Zürich. „Tauben fliegen auch“ ist ihr zweiter Roman nach „Im Schaufenster im Frühling“ (2004). Sie spielt auch (elektrifizierte) Geige, sie hat Erfahrung mit „Poetry Slams“ und hat ein Album namens „Voice Beatbox Violin“ aufgenommen.

„Schatten der jugoslawischen Kriege“

Sie erzähle „mit einer eigenen und äußerst lebendigen Stimme“, heißt es in der Begründung der Jury: „Was als scheinbar unbeschwerte Balkan-Komödie beginnt, darauf fallen bald die Schatten der Geschichte und der sich anbahnenden jugoslawischen Kriege.“ „Tauben fliegen auf“ zeichne so „das vertiefte Bild eines gegenwärtigen Europa im Aufbruch, das mit seiner Vergangenheit noch lange nicht abgeschlossen hat“.

Rabinovici auf Shortlist

Der Deutsche Buchpreis wurde heuer zum sechsten Mal verliehen. Auf der Shortlist waren auch der in Wien und Israel lebende Österreicher Doron Rabinovici mit "Andernorts", Thomas Lehr ("September. Fata Morgana"), Jan Faktor ("Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag"), Bachmann-Preisträger Peter Wawerzinek ("Rabenliebe") und Judith Zander ("Dinge, die wir heute sagten") gestanden. Die fünf Finalisten erhalten jeweils 2500 Euro.

Die sieben Jurymitglieder hatten insgesamt 148 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2009 und dem 8. September 2010 erschienen waren.

Die Jury

Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2010 gehören an:

Jobst-Ulrich Brand (Focus)
Thomas Geiger (Literarisches Colloquium Berlin)
Ulrich Greiner (Die Zeit)
Burkhard Müller (Süddeutsche Zeitung)
Ulrike Sander (Osiandersche Buchhandlung, Tübingen)
Cornelia Zetzsche (Bayerischer Rundfunk)
Jury-Sprecherin Julia Encke (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung)

2005 gewann der Vorarlberger Arno Geiger mit "Es geht uns gut" den ersten Deutschen Buchpreis, im Vorjahr siegte die Deutsche Kathrin Schmidt mit "Du stirbst nicht".

Deutscher Buchpreis

2005: Arno Geiger "Es geht uns gut"

2006: Katharina Hacker "Die Habenichtse"

2007: Julia Franck "Die Mittagsfrau"

2008: Uwe Tellkamp "Der Turm"

2009: Kathrin Schmidt "Du stirbst nicht"

(APA)

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