"Fußnotengeschichten": Absurdes unter der Linie

Fussnotengeschichten Absurdes unter Linie
Fussnotengeschichten Absurdes unter Linie(c) Wieser Verlag
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Sie sind schnell, urban, unterhaltsam. Dennoch haben die Fußnotengeschichten des bulgarischen Autors Alexander Špatov ihre magischen Momente.

„Fußnoten“ hieß der erste Prosaband des jungen Bulgaren Alexander Špatov. In seinem zweiten Buch sind ganze „Fußnotengeschichten“ daraus geworden: Zitate, Aussprüche oder Zeitungsnotizen bilden den Ausgangspunkt für die Erzählungen unter der schwarz gedruckten Linie.

Das ist mehr als eine hübsche Idee. Špatov, Jurist in Sofia und 25 Jahre jung, benutzt diesen formalen Kniff, um Randständiges zu erzählen. Es geht um Alltägliches und Absurdes, Szenen aus der bulgarischen Hauptstadt und die Emigration.

Manches ist realistisch, manches magisch verspielt – wenn etwa im Verkehrsstau ein Pavian mit gelbem Halsband auftaucht, auf den wartenden Autos herumhopst und schließlich einen Unfall verursacht. Oder war alles nur eine Einbildung?

Es ist, als würde der Mittzwanziger Špatov den Leser an der Hand nehmen und ihn durch die lauten, belebten Straßen der bulgarischen Hauptstadt führen. In den „Fußnotengeschichten“ findet man viel Lokalkolorit. Urbanes Lokalkolorit.

Špatov ist ein äußerst pragmatischer Autor ohne Allüren. Er weiß um die multimediale Konkurrenz, denen Bücher heute ausgesetzt sind, und er begegnet diesem Umstand nicht mit einem Klagelied, sondern mit einer Anpassung der Form: Die 20 „Fußnotengeschichten“ sind schnell, jeweils nur ein paar Seiten lang, schnörkellos erzählt. Špatov will unterhalten, und das tut er sehr intelligent. som


Alexander Špatov: „Fußnotengeschichten“, 152 Seiten, Wieser Verlag, 18,80 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2010)

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