Serhij Zhadan: Ziellos, wie das Leben

Serhij Zhadan Ziellos Leben
Serhij Zhadan Ziellos Leben(c) Suhrkamp
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Die jungen Helden des ukrainischen Erzählers Serhij Zhadan stranden auf Jazzkonzerten und verlieben sich in unbequemen Badezimmern.

„Wenn meine Freunde reden, kann ich ihnen endlos zuhören und bin mir sehr bewusst, dass es in Wirklichkeit nicht darum geht, dass sie etwas zu sagen haben, sondern darum, dass ich etwas zu hören habe“: Diese Sätze stehen am Ende einer wirren Erzählung in Serhij Zhadans neuem Geschichtenband „Big Mac“, ausgesprochen von einem Ich-Erzähler, der dem Autor sehr nah sein dürfte.

Anna-Maria, ein „Jugo-Mädchen“, und Alik, der Ukrainer aus Kiew, hatten Sex miteinander und wissen nun nicht mehr weiter. Der Erzähler will vermitteln. Und so sitzt er da, in einem Wiener Badezimmer und hört den Verliebten zu, wie sie sich langsam zueinander vortasten.

In „Big Mac“, dem neuen Buch des ukrainischen Autors, sind Geschichten versammelt, die in den vergangenen zehn Jahren bei Zhadans Aufenthalten in Wien und Berlin und im ostukrainischen Charkiw, wo der Autor lebt, entstanden sind. Er erzählt darin von Autofahrten, die sich im Nirgendwo verlaufen, Freunden, die er auf seinem Weg verliert, von verrückten ehemaligen Mitbewohnerinnen.

Die vielen Subkultur-Szenen künden längst nicht nur davon, wo sich der Autor des Nachts im vergangenen Jahrzehnt überall herumgetrieben hat, sondern sind eben jene Orte, denen Zhadans volle Aufmerksamkeit gilt. Ihm geht es darum, schreibt er, das, was man Leben nennt, „ohne besonderes Ziel“ zu erspüren, „um später in solchen Geschichten wie hier von nichts und wieder nichts zu erzählen“. som

Serhij Zhadan: „Big Mac. Geschichten“, Edition Suhrkamp, 227 Seiten, 14,40 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2011)

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