Leipziger Buchpreis für „Sand“ von Wolfgang Herrndorf

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Deutsche Autor, der seit zwei Jahren an einem Hirntumor leidet, nahm nicht an der Preisverleihung teil. Seine Krankheit klingt auch im Roman „Sand“ an. Im Mittelpunkt steht ein Held, der sein Gedächtnis verliert.

Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“, die wilde, berührende Geschichte zweier vierzehnjähriger Ausreißer, war eine der literarischen Überraschungen von 2010. In diesem Jahr traf den Autor auch die Diagnose: Er leidet an einem unheilbaren Hirntumor. Er gibt keine Interviews mehr, hält keine Lesungen, führt nur einen Internet-Blog namens „Arbeit und Struktur“.

Seine Krankheit klingt auch in Herrndorfs nun ausgezeichnetem Roman „Sand“ (Rowohlt) an. Im Mittelpunkt steht ein Held, der sein Gedächtnis verliert. Es geht es um Morde in einer Hippie-Kommune in der Wüste, um einen verschwundenen Geldkoffer und Spionage. Die Handlung spielt Anfang der Siebzigerjahre und ist, so sind sich viele Kritiker einig, nur schwer festzunageln: Herrndorf sei ungewöhnlich im Ton, gewitzt und belesen, stilsicher und einfallsreich. Eine Feuilletonistin meinte gar, sie sei bei der Lektüre in Treibsand geraten.

„Absolute Albtraumszenerie“

Dieser verwirrende Stoff hat sich bei der Buchmesse in Leipzig durchgesetzt. „Was diesen Roman so einzigartig macht“, so die Jury, „ist, mit welcher Leichtigkeit, welcher Eleganz im Ton und welchem Sinn für Komik auch Wolfgang Herrndorf diese absolute Albtraumszenerie erzählt.“

In der Kategorie Übersetzung wurde Christina Viragh prämiiert die den monumentalen Roman „Parallelgeschichten“ von Péter Nádas aus dem Ungarischen ins Deutsche übersetzt hat. Im Bereich Sachbuch wurde Jörg Baberowski für „Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt“ prämiert: „Ein Buch, das den Leser von Anfang an in den Bann schlägt und nicht wieder loslässt.“ Schon am Mittwoch erhielten in Leipzig die Historiker Ian Kershaw und Timothy Snyder den Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Karl Schlögel hielt eine Laudatio auf ihre Werke über Totalitarismus in Deutschland und Osteuropa. norb

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