Werbung in TVthek? Privatsender sagen „Nein“

(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
  • Drucken

Soll der ORF in seiner TVthek schon bald Werbung schalten dürfen? Die private Konkurrenz ist dagegen. Kritik an Aussagen des ORF-Chefs kommt vom Denkmalamt.

Fast zeitgleich haben ORF-Onlinechef Thomas Prantner und sein Generaldirektor Alexander Wrabetz am Donnerstag angekündigt, sie wollen schon bald die Online-TVthek im Netz vermarkten. Da ihnen das derzeit per Gesetz verboten ist, wollen sie nun die Erlaubnis von der Medienbehörde KommAustria einholen.

Die Reaktion der privaten Konkurrenz kam schnell. Am Freitag richtete der Privatsenderverband (VÖP) per Aussendung ein deutliches „Nein!“ an den ORF und seinen Wunsch, künftig Werbung in seiner Online-TVthek zu schalten. Der öffentlich-rechtliche Kernauftrag des ORF sei es in erster Linie, hochwertiges Fernsehen und Radio zu machen, das Online-Angebot sei lediglich ein „ergänzendes, sendungsbegleitendes Angebot“ und „sicher nicht“ dazu da, um einen neuen Werbemarkt „zu bearbeiten“ und eine neue Einnahmequelle zu erschließen. Das sei auch deshalb nicht geboten, weil der ORF ohnehin „mit staatlichen Beihilfen“, also Rundfunkgebühr, finanziert werde. Zudem erhalte der ORF seit 2010 eine auf vier Jahre verteilte Gebührenrefundierung (als Ausgleich für den Entgang durch gebührenbefreite Nutzer) in Höhe von 160 Millionen Euro. Zudem lukriere der ORF heute schon 25 Prozent seines Umsatzes über Werbung.

Die Privatsender wehren sich nicht nur gegen den ORF-Vorschlag, sie fordern im Gegenteil sogar, dass im Gesetz klargestellt werden soll, „dass eine Vermarktung der TVthek unter keinen Umständen zulässig ist“.

„So hinschlagen ist unqualifiziert“

Weitere Kritik muss ORF-Chef Alexander Wrabetz einstecken – nachdem er selbst im Interview mit der Austria Presse Agentur ausgeteilt hatte und den Denkmalschutz für das ORF-Zentrum am Küniglberg als „idiotisch“ und „eine Zumutung“ bezeichnet hatte. Denkmalamts-Präsidentin Barbara Neubauer reagiert in der „Wiener Zeitung“ auf Wrabetz' Worte: „Auf diese Art und Weise auf den Denkmalschutz hinzuschlagen, ist unqualifiziert.“ Niemand hindere den ORF daran, „das Gebäude trotzdem zu verkaufen“. Das Denkmalamt sei zwar gewohnt, von den Eigentümern angegriffen zu werden. Gerade für den ORF habe man aber viel Verständnis gehabt und mehrere Fristverlängerungen für Reaktionen eingeräumt. awa

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.