Intern: Rainer Nowak an die "Presse"-Leser

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Intern Rainer Nowak PresseLeserPhilipp Splechtna
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Kontinuität nach dem Wechsel in der Chefredaktion. "Die Presse" wird weiterhin "klar Partei ergreifen, wenn wir es für notwendig erachten."

Liebe Leserinnen und Leser!

Vergangenen Samstag hat sich Chefredakteur Michael Fleischhacker an dieser Stelle von Ihnen verabschiedet. Wie viele Mails, Anrufe und Leserbriefe zeigen, ist dieser Abschied für viele von Ihnen genauso überraschend und schmerzlich wie für uns in der Redaktion. Die Gründe für sein Ausscheiden hat er bereits dargelegt. Michael Fleischhacker wird dieses Haus Ende des Monats als Freund verlassen. Mit seinen 43 Jahren ist ihm gelungen, was nur wenige in der österreichischen Medienbranche erreichen. Er hat nicht nur eine völlig neue publizistische Debatten- und Streitkultur in diesem Land geschaffen, wie viele – fast traurige – Reaktionen seiner bisherigen Lieblingsgegner wie „Falter“-Chefredakteur Armin Thurnher zeigen. Er hat auch bewiesen, dass Qualitätsjournalismus überraschen kann und muss. Und er hat in dieser Zeitung und wohl auch darüber hinaus eine ganze Generation von Journalisten geprägt. Ich durfte einer von ihnen sein. Namens der gesamten Redaktion bedanke ich mich für die fast zehn Jahre dauernde Meisterklasse in Journalismus. Es war eine sehr gute Zeit. Unser besonderer Dank gilt auch dem zeitgleich abtretenden Geschäftsführer Reinhold Gmeinbauer. Wir werden uns bei beiden noch gebührend verabschieden.

Der Vorstand der Styria Medien AG hat mich als Nachfolger von Michael Fleischhacker nominiert. Gemäß dem Statut, das der Redaktion dieser Zeitung das Recht einräumt, einen Chefredakteur mit Zweidrittelmehrheit abzulehnen und journalistische Unabhängigkeit sichert, kam es am Mittwoch zum verpflichtend vorgesehenen Hearing und zur Abstimmung. Dabei durfte ich erfahren, was die Formulierung „überwältigende Mehrheit“ bedeutet. Ich bin den Kolleginnen und Kollegen für ihr Vertrauensvotum sehr dankbar. Ich bitte nun Sie, sehr geehrte Leserinnen und Leser, mir und meiner Redaktion weiterhin das Vertrauen zu schenken. In der Chefredaktion werden Franz Schellhorn und Florian Asamer als Stellvertreter an meiner Seite Kontinuität beweisen. „Die Presse am Sonntag“ wird Christian Ultsch weiterführen. Garantieren kann ich Ihnen heute schon, dass sich an der bürgerlich-liberalen Blattlinie nichts ändern wird und darf. Wir werden weiterhin mit allen zur Verfügung stehenden publizistischen Mitteln für die Freiheit des Einzelnen eintreten, sei es in der Wirtschaft, sei es in der Gesellschaft. Wir werden uns weiterhin von keiner Partei vereinnahmen lassen, aber klar Partei ergreifen, wenn wir es für notwendig erachten. Wir werden wirtschaftsliberal bleiben und streiten, auch wenn dies in Österreich leider eine Minderheitsposition darstellt. Wir werden weiterhin manchmal Positionen einnehmen, die für viele unserer Mitbewerber auf dem Zeitungsmarkt vielleicht nicht gerade als chic gelten. Wir mögen es nämlich mitunter ganz gern – nennen wir es beim Namen – konservativ. Sprich wir werden uns auch in Zukunft den einen oder anderen Feind machen. Wir werden aber auch das tun, was Journalisten immer tun müssen: allen Seiten zuhören, ihnen Gehör verschaffen und auch andere Meinungen als die unseren respektieren.

Die gesamtwirtschaftliche Situation ist schwierig, insbesondere für Medienunternehmen. Selten zuvor haben sich die Mediengewohnheiten so schnell verändert wie heute, unsere Plattformen, egal, ob auf Zeitungspapier oder im Netz, können und dürfen sich dem nicht entziehen. Wir werden daher auch die „Presse“ mittels Gewichtung von Inhalten, Zugang zu Themen und Aufbereitung von Informationen zu verbessern versuchen. 2012 ist Veränderung die (tägliche) Herausforderung für eine Tageszeitung.
Bleiben Sie uns treu!

Hochachtungsvoll, Ihr

Rainer Nowak

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2012)

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