ORF wirft Heinzl hinaus, auch ATV will ihn nicht

(c) ORF (Thomas Ramstorfer)
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Die „Privatfehde“ mit Rapper Sido müsse auch für Society-Reporter Dominic Heinzl Konsequenzen haben, findet ORF-Finanzdirektor Richard Grasl. Heinzl darf noch bis Jahresende den Vorabend von ORF eins bespielen.

Schadensbegrenzung. Unter diesem Motto hat zumindest ein Teil der ORF-Geschäftsführung beschlossen, sich medienwirksam noch einmal von Dominic Heinzl zu verabschieden. Dessen Society-Format „Chili“ läuft mit Jahresende aus – das weiß Heinzl schon seit Wochen. Davon betroffen sind auch seine Sondersendungen (Life Ball, Opernball, Kitzbühel etc.) – die hatten zwar stets ganz gute Quoten, stehen aber aus budgetären Gründen nicht auf der Prioritätenliste des ORF. Neu ist die Begründung: ORF-Finanzdirektor Richard Grasl nennt gegenüber der „Presse“ die „Privatfehde“ zwischen Heinzl und Rapper Sido, der nach einer Prügelattacke auf den Society-Reporter bereits vergangene Woche aus der Jury der Show „Die große Chance“ geflogen ist. Grasl meint, dieser Streit müsse „für beide Beteiligten Konsequenzen haben“ – also auch für Heinzl. Der freilich darf im Gegensatz zu Sido noch bis Ende des Jahres den Vorabend von ORF eins bespielen, weil sein Vertrag so lange läuft. 2013 wird er allerdings nicht mehr im ORF vorkommen – obwohl Heinzl ein Konzept für ein neues Vorabendmagazin vorgelegt hat (wie andere auch). Aus Kostengründen kann ein solches aber vorerst nicht realisiert werden.

Negativschlagzeilen von Anfang an

Das Image des ORF hat durch das Engagement des vorher bei ATV beschäftigten Society-Reporters gelitten. Das teure Studio um 1,3 Millionen Euro, die hohen Kosten für die laufende Sendung (2,5 Millionen Euro pro Jahr), die zeitgleiche Programmierung zu den „Seitenblicken“, Alkohol am Steuer, der Verdacht der Schiebung bei der Romy-Gala, eine Klage gegen den „Kurier“ wegen eines Kussfotos und vor allem: die Quoten, die nicht so hoch waren wie die Erwartungen – immer wieder machte Heinzl Negativschlagzeilen. Schon im Juni 2010 schien ORF-General Alexander Wrabetz seine Entscheidung zu bereuen, Heinzl bei ATV abgeworben zu haben: „Der Programmerfolg ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben.“

ATV ab 2013 mit neuem „Hi Society“

Auch ATV will Heinzl nicht zurückzunehmen: Dort wird ab 1. Februar dessen ehemalige Sendung „Hi Society“ wiederbelebt – mit Sasa Schwarzjirg und Claudia Hölzl als Moderatorinnen. Dafür wird „ATV life“ gekürzt, von 20 bis 20.15 Uhr startet dann unter dem bekannten Namen „Hi Society“ ein „brandneues Magazin“, das „wirklich jung“ und „wirklich frech“ sein soll, wie ATV-Programmchef Martin Gastinger bei der Programmpräsentation erklärte. Neben Reportagen, Serviceformaten, Doku-Soaps startet ATV 2013 eine Spielfilmoffensive – mit u. a. allen bisherigen James-Bond-Filmen, der Twilight-Saga, Harry Potter, Avatar und Inception. Neu aufgestellt wird der Mittwoch, der zum „Österreich-Abend“ werden soll, wie ATV-Chef Ludwig Bauer sagte: Nach „Bauer sucht Frau“ wird die neue Doku-Reihe „ATV Kosmos“ laufen, für die Kurt Mündl verantwortlich zeichnet und in der es immer um österreichische Themen gehen wird.

ATV-Eigentümer Herbert Kloiber meinte bei der Präsentation, der Sender müsse „Gas geben, um Nummer eins zu bleiben“. Er sei aber trotz stagnierender Quoten „hochzufrieden“, stellte er klar. Die von „Profil“ kolportierten Pläne, ATV werde an die Familie Dichand und RTL verkauft, dementierte Kloiber: Es gebe keine solchen Gespräche.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2012)

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