Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem neuen Verdächtigen um den ehemaligen Radio-DJ Dave Lee Travis.
Der Kinderschänder-Skandal um den früheren BBC-Moderator Jimmy Savile erreicht immer schrecklichere Dimensionen. Die Zahl der mutmaßlichen Missbrauchsopfer sei auf 450 gestiegen, teilte die britische Polizei am Donnerstag mit. Zuvor war bereits von mehr als 300 Opfern die Rede gewesen, die von Savile und anderen missbraucht worden sein sollen.
Scotland Yard teilte zudem mit, einen weiteren Verdächtigen im Missbrauchsskandal festgenommen zu haben. Bei dem Verdächtigen handele es sich um Saviles BBC-Kollegen, den 67-jährigen ehemaligen Radio-DJ Dave Lee Travis, berichteten britische Medien. Die Polizei nannte den Verdächtigen nicht namentlich und sprach lediglich von einem etwa 60 Jahre alten Mann, dem Sexualstraftaten vorgeworfen würden.
Laut Medienberichten arbeitete Travis zusammen mit Savile 25 Jahre lang für BBC Radio 1, bevor er zum BBC-Programm World Service Network wechselte. Bisher gibt es keine Hinweise, dass Travis Pädophilie zur Last gelegt wird. Allerdings werfen ihm zwei Frauen vor, er habe sie in den 70er und 80er Jahren belästigt, was Travis vehement zurückweist.
Zuvor waren bereits der 69-jährige TV-Comedian Freddie Starr, der 68-jährige Rocker Gary Glitter sowie ein weiterer Mann festgenommen und von der Polizei befragt worden. Alle drei sind inzwischen gegen Kaution wieder auf freiem Fuß. Die Vorwürfe gegen Savile, der im vergangenen Jahr starb, wurden erst im Oktober dieses Jahres bekannt.
Savile, früher Moderator von "Top of the Pops", und andere sollen sich über Jahre hinweg an jungen Menschen vergangen haben. Die Taten sollen zum Teil auf dem Sendergelände der BBC geschehen sein.
Die BBC war in den vergangenen Wochen auch wegen Fehlern im Umgang mit einem Missbrauchsskandal in walisischen Kinderheimen in die Kritik geraten. In einem Bericht, den sie Anfang November darüber ausgestrahlt hatte, wurde ein früherer Spitzenpolitiker der Konservativen Partei mit den Taten in Verbindung gebracht. Der Politiker war leicht als der frühere Schatzmeister der Partei, Alistair McAlpine zu identifizieren.
Der Ex-Politiker ging in die Offensive und wies alle Vorwürfe zurück. Der von der BBC genutzte Kronzeuge musste zugeben, sich geirrt zu haben. "Ich war sehr wütend", sagte McAlpine am Donnerstag der BBC. "Und Wut geht an die Substanz." Das Ganze hätte vermieden werden können, fügte er an, wenn die BBC ihn kontaktiert und ihm das Recht gegeben hätte, sich zu den Vorwürfen zu äußern.
Die BBC erklärte am Donnerstag, sie hoffe, sich mit dem Politiker finanziell einigen zu können. Auch McAlpines Anwalt sagte, er hoffe, mit der BBC eine Einigung erzielen zu können. Wegen des umstrittenen Beitrags nahm am vergangenen Wochenende BBC-Generaldirektor George Entwistle den Hut. Der Film hätte niemals gezeigt werden dürfen, sagte er.
(APA/AFP)