Stronach: Diskussion um Autorisierung bei Interviews

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Stronach (c) REUTERS (ADRIEN VECZAN)
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Von Journalisten will Stronach vor Interviews eine Unterschrift unter ein Formular, in dem die Zustimmung vor Veröffentlichung vereinbart wird.

Wer mit Neo-Politiker Frank Stronach ein Interview führen will, muss sich offensichtlich schriftlich verpflichten, dieses vor Veröffentlichung von vorne bis hinten autorisieren zu lassen - das Magazin "Datum" veröffentlichte nun ein entsprechendes Formular. Eine solche Vereinbarung zu brechen ist nicht empfehlenswert, ist sie doch laut Medienanwältin Maria Windhager rechtlich bindend. Stronach selbst begründet die Maßnahme damit, dass er "einige sehr schlechte Erfahrungen mit manchen Medien gemacht" habe. "Ein Federstrich kann vernichtender sein als ein geladener Revolver", warnte er die schreibende Zunft.

Wie "Datum" berichtete, sollen Journalisten mit der vorgefertigten Erklärung laut "Datum" namentlich zustimmen, vor einer Veröffentlichung von Gesprächen und Interviews mit Stronach "den gesamten Interviewtext" Kathrin Nachbaur, der Leiterin des Stronach "Instituts für sozialökonomische Gerechtigkeit", "zur Einsicht und schriftlichen Freigabe" zu senden. "Ich schicke auch Titel und Einleitung zur etwaigen Richtigstellung von Fakten zu", heißt es in dem veröffentlichten Formular. Und außerdem: "Falls die Autorisierung des Interviews nicht erteilt wird, werde ich weder den Umstand des Interviews noch das Gespräch ganz oder auszugsweise veröffentlichen."

Zivilrechtliche Vereinbarung

Im Absatz darunter hält Stronach dann demnach fest, dass er "die Freiheit des Journalismus respektiert" und er ein "absoluter Befürworter des Journalismus als objektives, neutrales Kontrollorgan" sei. Die Vereinbarung gelte ausschließlich "zur Einhaltung der Werte Wahrheit, Fairness und Transparenz".

Eine solche Erklärung ist eigentlich eine zivilrechtliche Vereinbarung, erläuterte Medienanwältin Windhager. Wenn man als Journalist eine Autorisierung mündlich oder schriftlich ausmacht, ist man auch daran gebunden.

Eine Missachtung der Vereinbarung kann in erster Linie eine Unterlassungsklage zur Folge haben - wegen der Wiederholungsgefahr auch nach der Veröffentlichung. Das sei nicht ohne, "das ist wie ein Maulkorb", meinte Windhager. Kann ein konkreter Schaden durch die Veröffentlichung des Interviews nachgewiesen werden, seien theoretisch auch Geldstrafen möglich. Autorisierungen seien vor allem im politischen Tagesgeschäft unüblich, betont die Anwältin. Sie hält Autorisierungen auch für problematisch, da diese missbräuchlich eingesetzt werden könnten.

"Wichtige Rolle in Demokratie"

Stronach hielt fest, dass die Medien "eine sehr wichtige Rolle in einer Demokratie" spielten, "da sie die Menschen unabhängig und korrekt informieren und auch öffentlich Kritik an Missständen üben", wie es in einer Stellungnahme hieß. Doch so manche Zeitungseigentümer würden "auch gewisse Interessen vertreten", und "leider wird unabhängige und objektive Berichterstattung auf der ganzen Welt zu einer demokratischen Seltenheit."

Medien beeinflussten die öffentliche Meinung und hätten daher verantwortungsvoll zu handeln, so der Austrokanadier weiter, denn "ein Federstrich kann vernichtender sein als ein geladener Revolver". Gerade in Österreich befinde sich die Medienlandschaft "zu einem nicht unwesentlichen Teil in der Hand der Machterhalter, die für die verfilzten Strukturen der Freunderlwirtschaft in unserem Land stehen".

Dass sich Stronach von Medien schnell schlecht behandelt fühlt, konnte man schon mehrmals live im Fernsehen verfolgen. Er selbst hat eigenen Angaben zufolge quasi damit gerechnet: "Ich habe gewusst, dass sie Unwahrheiten über mich verbreiten werden, um mich in der Öffentlichkeit schlecht darzustellen." Er habe leider "einige sehr schlechte Erfahrungen mit manchen Medien gemacht, die meine Aussagen verkürzt, außer Kontext oder einfach unkorrekt wiedergegeben haben". Da er seine Worte sehr genau wähle, sei es ihm wichtig, "richtig und im Zusammenhang zitiert zu werden": "Ich bin jederzeit bereit Antworten zu geben, man kann mich alles fragen, aber die Fakten in der Berichterstattung müssen stimmen."

Kritik von Journalisten Club

Scharfe Kritik an der von Frank Stronach bei Interviews verlangten Autorisierungs-Vereinbarung kommt vom Österreichischen Journalisten Club (ÖJC). "Dies verstößt eindeutig gegen die Grundregeln der Pressefreiheit, die blutig erkämpft wurden", sagte ÖJC-Präsident Fred Turnheim in einer Aussendung. Als Antwort auf den "Maulkorb des Herrn Stronach" plädiert Turnheim für einen Interview-Boykott gegen den Milliardär.

"Der ÖJC ersucht alle Kolleginnen und Kollegen solange keine Interviews mit Herrn Stronach und seinen Parteigranden zu führen, bis dieser sein demokratiefeindliches Formular zurückzieht, das im Alltagsgeschäft in Österreich völlig unüblich ist", heißt es in der Aussendung. Immerhin könne eine derartige Erklärung eine Unterlassungsklage zur Folge haben. "Da ist es doch gleich besser, kein Interview mit dem Herrn Stronach zu führen", so Turnheim.

(APA)

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Rainer Nowak
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