Neue Sendung: ORF schickt Führungskräfte auf Wallraffs Spuren

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Mit „Undercover Boss“ will ORF eins den schwachen Mittwoch stärken. In anderen Ländern wie in Deutschland und der Schweiz läuft die Show nicht im öffentlich-rechtlichen, sondern im Privatfernsehen.

Tagwache 5.30. Die erste Pause folgt erst nach Stunden, bis dahin hat Alfred König „16 Mal nach der Pause gefragt“. Die Kollegin aus der Gemüseabteilung hat das nachgezählt und betont: „Er ist zu langsam.“ Was sie (noch) nicht weiß: Alfred König heißt eigentlich Manfred Denner und ist ihr Vorstandschef. Er ist einer der Führungskräfte österreichischer Unternehmen, die der ORF auf die Spuren des Parade-Aufdeckers Günter Wallraff schickt.

Mit Brille, gefärbten Haaren, Bart oder Haube schlichten die Chefs (alle angefragten Chefinnen sagten ab) Gemüsekisten, putzen Autobahn-WCs oder Hotelzimmer. Das ist interessant, weil sich zeigt, wie die Chefs mit zum Teil einfachen Aufgaben ihrer Mitarbeiter Schwierigkeiten haben. Da aber kein Boss seine Angestellten vor laufender Kamera zurechtweisen oder bloßstellen will, bleibt die Sendung insgesamt ziemlich weichgespült und unrealistisch.

Der „Undercover Boss“ ist ein Spin-off der gleichnamigen Doku-Soap des britischen Senders Channel 4, der in anderen Ländern wie in Deutschland und der Schweiz nicht im öffentlich-rechtlichen, sondern im Privatfernsehen läuft. Der ORF will mit den ersten fünf Folgen (ab Mittwoch, 21.05 Uhr) die bisher eher schwache Quote des neuen Mittwochabends auf ORF eins heben. TV-Direktorin Kathrin Zechner gibt sich locker: Den Mittwoch als Sendeplatz für eigenproduzierte Doku-Soaps und Serien zu etablieren, brauche eben Zeit, immerhin war der Sendeplatz 20 Jahre mit der Uefa Champions League belegt, die seit 2012 auf Puls4 zu sehen ist. awa

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2013)

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