"Tatort": Til Schweigers nuschelnder Actionheld

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Keine "Tatort"-Besetzung wurde so heftig diskutiert wie Til Schweiger, der Sonntag erstmals in Hamburg ermittelt: als rauer Cop, der weiche Eier kocht.

Schon wieder ein Neuer am „Tatort“ – und der macht gleich gehörig Wirbel: Erst meckerte Til Schweiger, der aus dem Jahr 1970 stammende Vorspann der Krimireihe wäre „outdated“. Der darauf folgende Shitstorm belehrte das bekennende Großmaul, wie groß die Sehnsucht der „Tatort“-Fans nach Wiedererkennbarkeit und Kontinuität ist. Dann war ihm das Geld für die Serie zu wenig. Und schließlich gefiel ihm der Name des Hamburger Kommissars nicht, in dessen (ziemlich schnell sehr geschundene) Haut er am Sonntag um 20.15Uhr in ORF2 erstmals schlüpft: „Tschauder klingt tschauderhaft“, moserte Schweiger unlängst im Interview mit „Focus“.

„Tschiller“ fand er besser – da ist die Pointe aufgelegt: „Schiller? Wie der Dichter?“ – „Was für'n Dichter? Tschiller... mit T... ich nuschel ein bissl.“ Das ist dann aber auch der einzige kleine Makel, den der Perfektionist Schweiger seinem neuen Alter Ego zugesteht. Sonst ist er quasi der Actionheld par excellence: ein Mann fürs Grobe, hart im Austeilen, schnell beim Schießen (gleich in den ersten Minuten gibt es drei Tote), mit coolen Stunts im fahrenden Auto à la James Bond – aber wenn es darum geht, seiner Tochter ein kernweiches Ei zu kochen, ein schusseliger Vater mit haushaltstechnischem Defizit.

Keiner der neuen Kommissare (am 28.April startet schon der nächste Newcomer: Wotan Wilke Möhring, der diesmal einen kurzen Gastauftritt hat) ist so umstritten wie Schweiger. In Internetforen und Zeitungen wurde diskutiert, ob der Softie aus „Keinohrhasen“ und „Kokowääh“, der das Kinopublikum in glühende Verehrer(innen) und überzeugte Gegner spaltet, der Richtige am „Tatort“ ist. Dass er Kinder (Tochter Luna ist dabei) und Freunde (Fahri Yardim) vor die Kamera schleppt, ist vielen ein Dorn im Auge. Auch, dass er sich aus Zeitgründen nur für eine Folge pro Jahr verpflichtet hat – zu wenig für genügend Tiefgang, lautet hier der Vorbehalt.

Zum Auftakt macht der Neue aber erst einmal gehörig Wirbel: Er ballert um sich, dass das Blut nur so spritzt, ist aber auch selbstironisch und hat ein paar gute Gags auf Lager. Das ist kein Unsympathler, dieser Tschiller. Es sei denn, man kann Til Schweiger partout nicht ausstehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2013)

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