Glanz durch Lanz? Wetten, dass Wien gelassen bleibt

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Laut Wien Tourismus haben Marathon und Life Ball mehr Werbeeffekt als "Wetten, dass ...?". Die TV-Show gastiert am Samstag in Wien.

Wien. Eines ist sicher: Bürgermeister Michael Häupl wird nicht wie weiland Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser auf der Couch von Markus Lanz sitzen. Und auch sonst soll kein (Stadt-)Politiker kommen.

Dabei gäbe es eigentlich für das offizielle Wien durchaus etwas zu feiern. Immerhin ist es mehr als ein Jahrzehnt her, dass das Show-Schlachtschiff „Wetten, dass...?“ zuletzt in Wien anlegte. Konkret war es 2002. In der Fernsehwelt eine halbe Ewigkeit. Warum es so lange gedauert hat? Einerseits aus brancheninternen Gründen: Die Zusammenarbeit sei zuletzt schwieriger gewesen, sagt ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm – „die Schweizer sind auch ausgestiegen“. Mit der Neuaufstellung des Managements sei es nun leichter. Andererseits geht es um den konkreten Veranstaltungsort. In Wien ist das die Stadthalle. Eine solche Location durchgehend für zwölf Tage zu belegen, ist schwierig. Schon vor sechs Monaten mussten die Mitarbeiter des ZDF die Halle auf ihre Tauglichkeit testen, seit gut einer Woche laufen die Aufbau-Arbeiten, 250 bis 320 Mitarbeiter reisen eigens an.

Mietreduktion für TV-Show

Die Saalmiete trägt übrigens das ZDF, der ORF beteiligt sich „unabhängig davon, in welchem Land es stattfindet“, wie Böhm erklärt, denn damit erwirbt man das Ausstrahlungsrecht. Doch Wien hilft mit. Mit einer Mietreduktion für die Stadthalle, heißt es vom Wien Marketing. In der Stadthalle will man davon nichts wissen und spricht bloß von einer „moralischen Unterstützung“. Nicht involviert war der Wien Tourismus. Dort bleibt man auch was die Werbeeffekte der Show betrifft gelassen: „Natürlich ist die Wirkung in den Ländern, in die gesendet wird, enorm“, sagt Sprecherin Vera Schweder. Den Werbewert könne man zwar kaum beziffern, überbewerten dürfe man ihn aber nicht. Im Vergleich zu Life Ball, Neujahrskonzert, Wien-Marathon oder Sport-Großereignissen – Stichwort Fußball-EM – sei die Wirkung deutlich geringer, werde über diese Events doch viel internationaler und breiter berichtet. Auch wenn bei „Wetten, dass...?“ wohl imperiale Klischees über die TV-Schirme in Deutschland flimmern.

Interesse an Karten, nicht an Stadtwette?

Das Interesse an der Live-Show dürfte bei den Wienern jedenfalls groß gewesen sein, binnen drei Tagen sollen an die 10.000 Anfragen um Karten beim ZDF eingelangt sein. Und das, obwohl große Namen, abgesehen von Depeche Mode und 50 Cent, fehlen. Am Samstag werden, nach einer Auslosung, nur 2400 Zuschauer in der Halle Platz nehmen. Mehr ließe die 2000-Quadratmeter-Bühnenkonstruktion nicht zu.

Das heißt aber noch lange nicht, dass es auch regen Zuspruch bei den Stadtwetten gibt. Trotz der Aufregung um Sendung und Prominente waren die Wiener von „Wetten, dass...?“ zuletzt weniger angetan als die Bewohner anderer Gastgeberstädte. Im Dezember 2002 scheiterte die Stadtwette kläglich. Niki Lauda wollte tausend Paare in Frack und Abendrobe zum Walzertanz auf dem Rathausplatz versammeln, gekommen sind fünfzig. Es ist selten, dass eine Stadt die Wette verliert. Anderswo wurden die Stadt- oder Außenwetten zu Volksfesten. Möglich, dass diese mangelnde Begeisterung der Großstädter ein Grund dafür ist, dass „Wetten, das. . .?“ zuletzt eher in kleineren und mittelgroßen Städten aufgezeichnet wurde.

Die aktuellen Vorschläge für eine Stadtwette in Wien ähneln übrigens zum Teil dem Flop von damals: Ein Vorschlag langte ein, nach dem 300 Paare als Sisi und Franz verkleidet vor dem Schloss Schönbrunn Walzer tanzen, ein anderer, dass in fünf Minuten 5000 Schwedenbomben vorm Rathaus verspeist werden sollen – insgesamt wurden 180 Vorschläge eingereicht. Ob eine Stadtwette stattfindet, klärt Markus Lanz erst in der Sendung. Bei einer Außenwette soll es jedenfalls um Motoren gehen, der Rathausplatz sei diesmal kein Schauplatz, obwohl die Stadt, wenn nötig, für „Wetten, dass...?“ extra den Eistraum schneller abgebaut hätte. So viel Einsatz muss dann offenbar doch sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2013)

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