ORF: Wrabetz will "Familiensilber" verkaufen

ORF-General Alexander Wrabetz
ORF-General Alexander Wrabetz (c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
  • Drucken

ORF-General Alexander Wrabetz klagt über das Rekordtief bei den Quoten und gibt eine Garantie für das Radio-Symphonieorchester ab.

ORF-General Alexander Wrabetz plagen einige Sorgen: Die Regierung hat vorerst nicht vor, dem ORF die durch Gebührenbefreiungen entgangenen Einnahmen weiter zu refundieren. Wrabetz hat deshalb für kommende Woche eine Arbeitsgruppe einberufen, die über den PlanB beraten soll – im schlechtesten Fall fehlen 2014 etwa 75 Millionen Euro. Wie will Wrabetz so hohe Einsparungen bewältigen? In einem APA-Interview denkt er laut darüber nach, das „brachliegende Familiensilber“ zu verkaufen – unter anderem die Rosenhügelstudios. Mit derlei Maßnahmen könne man „20 bis 30 Prozent“ der Einsparungen erzielen, glaubt er. Auch die Filmwirtschaft muss sich gefasst machen: Sie erhielt dank Gebührenrefundierung zuletzt hundert statt siebzig Millionen Euro – das werde 2014 nicht möglich sein, sagt Wrabetz. Auch der trimediale Newsroom des ORF könne vorerst nicht realisiert werden.

Wrabetz sagt auch, wo er nicht gewillt ist zu sparen: bei „Bundesland heute“, dem Spartensender ORFIII, auch nicht beim Radio-Symphonieorchester. „Das RSO gehört zu meinem stark kulturell geprägten Begriff von öffentlich-rechtlichem Rundfunk“ – so wie der Radiosender FM4, den er als „Bestandteil des gesetzlichen Auftrags“ bezeichnet: Die Behauptung, der Sender werde eingestellt, sei bloß ein Gerücht.

ORF eins: Nur 9,9Prozent Marktanteil

Die diskutierte Verkleinerung des ORF-Stiftungsrats hat für Wrabetz „keine Dringlichkeit“. Dafür drängt er auf die Aufhebung des Social-Media-Verbots – und hofft, dass das „der Verfassungsgerichtshof ohne Gesetzgeber klären“ kann. Handlungsbedarf ortet er bei der aktuellen Quotenentwicklung: Im April brach der Marktanteil des ORF-TV auf 31,3Prozent ein, ORF eins kam nur auf desaströse 9,9Prozent. Wrabetz erklärt das durch fehlenden Sport (die Champions-League beschert Puls4 Erfolge) und sieht wenig finanziellen Spielraum für neue Programme „wegen der budgetären Engpässe“. Doch die Übertragungsrechte für die Olympischen Winterspiele und die Fußball-WM 2014 wird sich der ORF wohl leisten müssen, sonst droht der nächste Quotenflop. apa/i.w.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.