"Enlightened": Weltverbesserin auf Rachefeldzug

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Laura Dern spielt in der US-Serie "Enlightened" eine New-Age-Neurotikerin, in der sich Wohlwollen und Zerstörungstrieb vereinen. Im Pay-TV.

Amy Jellicoe steht wutentbrannt vor dem Aufzug des Großkonzerns, für den sie arbeitet. Mascarageschwärzte Tränen laufen ihr übers Gesicht, sie ist am Rande des Nervenzusammenbruchs: Sie hatte erwartet, endlich an jene Stelle versetzt zu werden, von der geträumt hat. Doch ihr Vorgesetzter (und Ex-Liebhaber) hat sie stattdessen degradiert und zu allem Überfluss auch noch entschieden, sie zur Meditationstherapie nach Hawaii zu schicken. Sie schwört Rache, bevor sie sich wiederwillig auf die Suche nach ihrer inneren Ruhe macht.

Erleuchtet kehrt sie nach Los Angeles zurück, um die Welt zu verbessern. "Agent Of Change" will sie ab sofort sein, der Akteur der zur Veränderung verleitet. Nur daheim in Los Angeles hat niemand Interesse an ihrer spirituellen Erweckung. Solcherart erneut erniedrigt, kehrt Amys Rachsucht zurück an die Oberfläche. An ihrer neuen Stelle in der Softwareabteilung im Keller, unter Geeks, Freaks und Aussätzigen, findet sie Verbündete in ihrem durch Meditation gestärkten Kampf gegen den bösen Großkonzern.

Der Pilot von „Enlightened - Erleuchtung mit Hindernissen" gibt uns einen Vorgeschmack auf die Handlung - eine Schlacht von David gegen Goliath. Um ihre "Mission" der Weltrettung zu erfüllen, scheut Amy nicht davor über Leichen zu gehen. Ausgetragen wird die Mission im sonnigen Los Angeles. Die Serie ist in Österreich immer mittwochs um 21:00 Uhr auf Bezahlsender Sky Atlantic HD zu sehen.

Die Friedfertigkeit und ihr entnervtes Gesicht

Die amerikanische Produzentin und Schauspielerin Laura Dern tat sich zusammen mit Mike White („Year of the Dog") um eine Dramedy über Gewinner und Verlierer der modernen Berufswelt zu produzieren. Zwei moralisch komplexe Fragen versuchen sie durch die Figur der Amy Jellicoe, gespielt von Dern, zu beantworten: Kann sich ein Mensch ändern? Und: Ab welchem Zeitpunkt mündet Leidenschaft in Fanatismus um? Das Herzstück von "Enlightened" liegt in der Konstellation von New-Age-Weltverbessertum, das auf Großkonzernpolitik und innere-Leere trifft.

Das kreative Potential des Dern-White-Duos zeichnet sich, neben gelungenen Dialogen, in flüssigen Szenenaufnahmen und eleganten Kostüm- und Kulissendesigns ab. Das heutige Kalifornien wird von seiner süß-düsteren Seite gezeigt. So viel Gutes gewünscht wird, so sehr regiert doch die Schadenfreude.

Der Slogan der Serie summiert das herrschende Klima: "Peace had its chance". Wahrhaftig. Peace ist von gestern. Pazifisten von heute finden in der Meditation nicht nur zum inneren Frieden zurück. Sie finden auch zu ihrer nicht ausgelebten Wut. Die Hauptfigur ist weder Heldin, noch Anti-Heldin im klassischen Sinne, sondern ein Archetypus der passiv-aggressiven Weltverbesserin mit einer Mischung aus Wohlwollen und Zerstörungstrieb, Spiritualität und Vulgarität.

Nach zwei Staffeln abgesetzt

Trotz positiver Reaktionen der Kritiker, einer treuen Fangemeinde und einem Golden Globe für Laura Dern, entschied sich HBO, die 2011 erstmals ausgestrahlte Serie auf Grund schwacher Zuschauerquoten abzusetzen. Nichtsdestotrotz, zwei Staffeln lang, können wir beobachten, wie die New-Age-Neurotikerin Jellicoe durch Intrigen und Computerhacks den Großkonzern in die Knie zu zwingen versucht. Die zweite Staffel zeigt Sky im Anschluss an die erste ab 10. Juli.

Der englische Trailer:

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