ORF: Im Beichstuhlverfahren auf Einsparungssuche

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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2014 sollen knapp 80 Millionen eingespart werden. Die Budget-Klausur findet Anfang nächster Woche statt. Am 20. Juni soll ORF- Chef Alexander Wrabetz die Eckpunkte präsentieren.

Wichtige Stichtage für die Zukunft des ORF - in Reichenau an der Rax legt die ORF-Geschäftsführung Montag und Dienstag fest, wie im Jahr 2014 knapp 80 Millionen Euro eingespart werden. Grund für die geplanten Einschnitte sind das vorläufige Auslaufen der Gebührenrefundierung, durch die der Sender etwa 30 Mio. Euro verliert, sowie außertourliche Ausgaben für die Rechte an den Olympischen Winterspielen und die Fußball-WM, die von Medienexperten auf etwa 25 Mio. geschätzt werden.

In einer Art Beichtstuhlverfahren wird die ORF-Spitze mit den zentralen Direktionen und Landesstudios über die konkreten Einsparungsmaßnahmen entscheiden. Am 20. Juni sollen ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Finanzdirektor Richard Grasl dem ORF-Stiftungsrat die Eckpunkte des Sparplans für 2014 präsentieren. "Letztlich geht es um die Frage, ob der ORF Prioritäten setzt und in den Strukturen zu sparen beginnt, oder ob es Streichungen bei allen gibt und der Sinkflug bei den Quoten weiter geht", bringt es ein Kenner der Materie auf den Punkt.

ORF-Chef Wrabetz hatte zuletzt denn auch betont, dass "Programmleistung und Kernaufträge von den Einsparungen möglichst nicht betroffen" sein dürften. Wrabetz will etwa "brachliegendes Familiensilber" loswerden. Durch Einmalerlöse könnten "20 bis 30 Prozent des Einsparungsziels", also um die 20 Mio., erreicht werden. Und Finanzdirektor Grasl stellte in Interviews das Radio Symphonie Orchester und die Formel 1 zur Disposition. Die Rechte für das Motorsportereignis liegen freilich ohnehin bis 2016 beim ORF, ein vorzeitiger Ausstieg ist vertraglich nicht möglich.

Die vorläufigen Sparvorgaben für die Programmbereiche sind enorm, wie im Vorfeld der Klausur zu hören war. So soll die Fernsehdirektion im kommenden Jahr bei ohnehin steigenden Ausgaben für Sport-Großereignisse etwa 40 Mio. an Einsparungen beisteuern, also etwa die Hälfte des gesamten Sparvolumens. Das Gesamtbudget des Fernsehprogramms liegt bei 340 Mio. Euro, was etwa ein Drittel des ORF-Umsatzes von 970 Mio. ausmacht. Von der Radiodirektion werden dem Vernehmen nach Kostenreduktionen von knapp sieben Mio. Euro erwartet.

Ansatzpunkte für Einsparungen könnte auch das Beratungsunternehmen Boston Consulting Group liefern, das den ORF beim Strategieprozess unterstützt. Geschäftsführerin Antonella Mei-Pochtler informierte die ORF-Stiftungsräte vor kurzem, dass ihr Unternehmen keinen Auftrag hatte, die Supportfunktionen in Verwaltung und Technik unter die Lupe zu nehmen, sondern der Fokus der Beratungstätigkeit auf der Zukunftsfähigkeit des ORF in einer multimedialen Landschaft sowie Programmstrategie lag. Aus ihrer Erfahrung könnte in den Supportfunktionen Verwaltung und Technik aber von einem Einsparungspotenzial von 20 Mio. Euro ausgegangen werden, erklärte Mei-Pochtler nach APA-Informationen.

Laut Boston Consulting brauche der ORF in der Zukunft vor allem Content-Leadership in den Genres Information, Kultur und Österreichische Unterhaltung mit Filmen, Serien sowie Comedy. Nur so könne die Gebührenlegitimation als öffentlich-rechtlicher Sender aufrecht erhalten werden. Der zunehmende Spardruck im ORF scheint sich freilich schon jetzt negativ auf den Publikumszuspruch auszuwirken. Im Mai sank der Marktanteil der beiden ORF-Programme neuerlich um etwa 3,3 Prozentpunkte auf 31,5 Prozent (Mai 2012 34,8 Prozent).

(APA)

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