Der Öffentlich-Rechtliche wehrt sich gegen den Vorwurf der Pritvatsender, einen fairen Wettbewerb zu verhindern. Man lasse sich nicht in eine Ecke drängen.
Die Töne zwischen ORF und dem Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) werden härter. Am Dienstag hatten die Privaten dem öffentlich-rechtlichen bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Rundfunkfinanzierung ("Die Presse" berichtete) vorgeworfen, mit ihrer Klage über das drohende Sparprogramm "Propaganda" zu betreiben. Der ORF reagiert auf die kritischen Aussagen und bezeichnet diese am Donnerstag als "Falschmeldungen". Auch die Schuldigen für die Situation in Österreich hat der Öffentlich-Rechtliche gefunden: Nicht der ORF, sondern die deutschen Privatsender würden den heimischen Programmen Marktanteile und Werbeumsatz wegnehmen.
Bei Champions League ausgebootet worden
Der VÖP hatte dem ORF vorgeworfen, vor allem im fiktionalen Bereich dem österreichischen Mitbewerb fast alle Erstausstrahlungsrechte wegzukaufen. Das will der ORF nicht gelten lassen und betont, dass es "praktisch kein einziges Programm gibt, das nicht auch auf den angeblich 'österreichischen' Privatsendern ProSieben Austria, Sat.1 Österreich oder auf den von der IP Österreich vermarkteten Sendern der RTL-Gruppe zu sehen ist". Und gerade im Sport sei der ORF durch ATV und Puls 4 etwa bei WM-Qualifikationsspielen, den Eröffnungs- und Schlussfeiern der Olympischen Spiele oder der Champions League ausgebootet worden.
Der VÖP-Feststellung, der ORF verfüge über die dreifache Finanzausstattung aller Privater zusammen, hält der ORF entgegen, dass die deutschen Privatsender der ProSieben- und RTL-Gruppen, die hierzulande mit dem Zusatz Austria versehen werden, mehr Werbegeld abziehen, als der ORF erwirtschafte.
"50 Prozent des Werbemarkts gehen ins Ausland"
"Nicht der ORF ist das Ungewöhnliche am österreichischen TV-Markt, sondern die Tatsache, dass circa 50 Prozent des Seher- und auch des Werbemarkts ins Ausland gehen", so Kommunikationschef Martin Biedermann.
Dass der österreichische öffentlich-rechtliche Sender im europäischen Vergleich finanziell am besten ausgestattet sei, ist nach Angaben des ORF falsch. Richtig sei vielmehr, dass das Gebührenaufkommen pro Kopf hierzulande unter vergleichbaren Ländern wie Deutschland oder der Schweiz liege.
Österreichischer Markt werde von deutschem dominiert
Aus Sicht des ORF habe der Privatsenderverband selbst den TV-Markt zu dem gemacht, was er ist, "nämlich ein zartes Pflänzchen, das bedroht ist von internationalen Playern und deren Senderfamilien, und das Gefahr läuft, von den Werbefenstern erdrückt zu werden". Allerdings konstatiert auch der ORF, dass sich das Faktum, dass der österreichische TV-Markt von deutschen Sendern maßgeblich dominiert wird, nicht mehr ändern lasse. Den Versuch, den ORF in eine "elitäre Nische zu drängen, um den österreichischen Privatsendern mehr Platz zu machen", werde man sich aber nicht gefallen lassen.
Gefallen lassen musste sich der ORF unterdessen einmal mehr Kritik an den angekündigten Sparplänen, insbesondere das drohende Ende des Bachmann-Preises (mehr dazu hier).
(APA/Red.)