Keine Dutzendware: „Janus“ endet mit neuem Anfang

(c) ORF (Hubert Mican)
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Die Eventserie „Janus“ hat nicht enttäuscht: weder die Zuschauer noch den ORF.

Keine Sorge: Das Ende wird an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Nicht nur jede einzelne Folge der ORF-Serie „Janus“ endete bisher mit einem Cliffhanger – auch das Finale (12. 11., 21.05 Uhr, ORF eins) lässt Fragen und einen kniffligen Kriminalfall offen. Zwar kann man sich einen Reim machen, was passiert sein könnte – doch es ist Jacob Groll und Sarah Wassermair zu verdanken, dass man sicher sein kann, dass etwas anderes, völlig Unerwartetes dahintersteckt. Die beiden Jungautoren haben gemeinsam das Drehbuch für „Janus“ geschrieben – eine Mischung aus Krimiserie und Thriller mit leichtem Mystery-Einschlag, deren übergeordneter Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Folge reicht (was es Quereinsteigern schwer macht).

Da hat sich der ORF etwas getraut, ermutigt vom Erfolg der nicht minder eigenwilligen Serie „Schnell ermittelt“ – und braucht den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Regisseur Andreas Kopriva ist eine spannende Inszenierung gelungen – dass die Story wenig wahrscheinlich ist, stört Serienjunkies bekanntlich nicht. Schräge Charaktere (vor allem unter den Ermittlern) sind in TV-Krimis ohnehin en vogue: Alexander Pschill gleitet als Psychologe Leo immer wieder in visionäre Zustände ab, Barbara Romaner bleibt als unterkühlte Ehefrau und pharmazeutische Geheimnisträgerin undurchschaubar, Franziska Weisz (Bezirksinspektorin Cara) wirkt emotional unterentwickelt, und Christopher Schärf ist als Sicherheitsboss von „Janus“ im wahrsten Sinne eine unheimlich überzeugende Idealbesetzung.

Marktanteil wie US-Kaufserien

Auf das schlichte Gut-Böse-Muster, nach dem Dutzendware aus den USA gefertigt ist, wurde dankenswerterweise verzichtet. Und auch wenn die Anziehungskraft zwischen Leo/Pschill und Cara/Weisz bis zuletzt unerklärlich bleibt – selbst diese unglaubwürdige Affäre passt ins Gefüge von „Janus“. Die Serie ist nicht Mainstream. Mit einem durchschnittlichen Marktanteil von bisher 16 Prozent (425.000 Zuschauer) hat „Janus“ den ORF nicht enttäuscht und kann sich mit Kaufserien auf ORF eins messen. Ob es eine zweite Staffel geben wird, das bleibt allerdings ebenso offen wie das Ende der Geschichte, das ein idealer Anfang wäre . . .

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2013)

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