Kulturbruch: Samstag wird „Spiegel“-Tag

(c) EPA (Ulrich Perrey)
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Das Nachrichtenmagazin forciert Konkurrenzkampf. Chefredakteur Wolfgang Büchner hat intern seine Pläne für das Nachrichtenmagazin vorgestellt.

Wolfgang Büchner ist noch keine 100 Tage im Amt, doch was er neulich im Glaspalast in Hamburgs Hafen-City verkündete, kommt für den „Spiegel“ beinahe einer Kulturrevolution gleich. Das führende Nachrichtenmagazin werde ab 2015 am Samstag erscheinen, erläuterte der Chefredakteur unter Applaus – samt neuem Layout und der Beibehaltung der Trennung von Print- und Online-Redaktion.

Fast 50 Jahre lang war Montag nicht nur in Deutschland „Spiegel“-Tag. In diesem Takt schlug der Puls der deutschen Medienwelt. Mit Kalkül ließ das Magazin schon am Wochenende zuvor die heißesten News durchsickern, und sie bestimmten oft die Nachrichtenlage am meist nachrichtenarmen Wochenende. So brachte es „Der Spiegel“ – neben „Bild“ – zur Meinungsführerschaft und zum Leitmedium, zitiert in Tages- und Wochenblättern, die der Konkurrenz hinterherhechelten.

Informationsvorsprung

Ausgewählte Abonnenten, insbesondere Politiker und Journalisten, bekamen das Magazin in der Vergangenheit bereits vorab am Wochenende zugeschickt und verschafften sich so einen Informationsvorsprung. In Berlin und anderen Großstädten liegt „Der Spiegel“ seit Längerem bereits am Sonntag in den Kiosken und Postfächern.

Wenn „Der Spiegel“ nun sein Erscheinungsdatum ändert, liegt dies nicht zuletzt an der Zeitungskrise. Das Image der Institution „Spiegel“ ist angekratzt. Die Sonntagszeitungen der „FAZ“ und der „Welt“ nagten an der Auflage des Magazins respektive der „Zeitschrift“, wie die „FAZ“ stets hämisch schreibt. Zuletzt sank die verkaufte Auflage des medialen „Flaggschiffs“ unter die magische Grenze von einer Million auf nunmehr knapp unter 900.000. Der Überlebenskampf auf dem deutschen Medienmarkt beginnt künftig also am Wochenende. (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2013)

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