„Sherlock“-Comeback: Sturzbetrunken und sehr scherzfreudig

Martin Freeman und Benedict Cumberbatch Sherlock
Martin Freeman und Benedict Cumberbatch Sherlock(c) BBC
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Die dritte Staffel der erfolgreichen BBC-Serie sorgt für Quotenrekorde. Die neuen "Sherlock"-Episoden setzen stark auf Comedy.

„Help. Baker Street. Now.“ Das kurze SMS genügt, und Inspektor Lestrade überlässt die seit Monaten angestrebte Festnahme den Kollegen, um auf den unerwarteten Hilferuf von Sherlock Holmes zu reagieren. Polizeisirenen und Hubschrauberrotoren der Verstärkung sind zu hören, als Lestrade im Holmes-Domizil ankommt – und fassungslos feststellt, dass der Meisterdetektivs nur die Nerven verliert, weil er als Dr. Watsons Trauzeuge die Hochzeitsansprache halten muss.

So begann am Sonntag die zweite Folge der neuen „Sherlock“-Staffel der BBC: Am Neujahrstag war die dritte Season dieser cleveren Holmes-Modernisierung mit einem Quotenrekord gestartet. Zum einen wohl, weil die Serie nunmehr ihre Hauptdarsteller – Benedict Cumberbatch als Holmes und Martin Freeman („Der Hobbit“) als Watson – zu Superstars gemacht hat. Zum anderen sicher aus Neugier über die Auflösung des spektakulären Cliffhangers vor zwei Jahren: Wie seine literarische Vorlage fast 120 Jahre früher täuschte der BBC-Sherlock am Ende der zweiten Staffel einen Todessturz vor.

Wie täuschte Holmes den Tod vor?

So viel kann man verraten: Die Comeback-Episode „The Empty Hearse“ (die Geschichte, in der Arthur Conan Doyle seinen Holmes zurückkehren ließ, hieß „The Empty House“) bebilderte zwar drei Möglichkeiten, wie Sherlock sein Ableben vortäuschte – aber als Fan-Fantasien. Die gefeierten „Sherlock“-Autoren Mark Gatiss (der auch Holmes-Bruder Mycroft spielt) und Steven Moffat, sind für ihren gewitzten Umgang mit neuen Medien in der Serie bekannt, hier haben sie auch auf wild wuchernde Online-Spekulationen über Sherlocks Trick reagiert und sogar die mögliche Enttäuschung von Anhängern über die „Auflösung“ parodiert.

Überhaupt setzt die neue Staffel stark auf Comedy: Die zweite Folge „The Sign of Three“ besteht fast nur aus der für Heiterkeit sorgenden Hochzeitsrede des laut Eigendefinition „blendend funktionierenden Soziopathen“ Holmes, der u. a. mit messerscharfer Logik Heirat und Mord gleichsetzt. Das Gegengewicht bildet seine emotionale Beziehung zu Watson, ihre Fälle treten in den Hintergrund – als (allerdings famoses) Rückblendenmaterial: Nach einem schwierigen Polterabend ermitteln Holmes und Watson sogar sturzbetrunken, mit peinlichen Folgen.

Der leichtere Ton der neuen „Sherlock“-Staffel sorgt nicht nur für Gegenliebe, mit ihrer Gagdichte belegt sie aber einen Qualitätsfaktor der Serie: Bei nur drei Folgen pro Season ist keine Zeit für Durchhänger. Kurze Szenen haben indes einen gefährlichen Widersacher versprochen, für die vermutlich ernstere dritte Folge, die am 12. Jänner bei der BBC läuft. Wann die neue Staffel ins deutschsprachige TV kommt, ist leider noch unklar, Hauptdarsteller und Autoren haben bereits eine vierte Season bestätigt. (hub)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2014)

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