„Das Auffälligste an ihm war er“: Abschied von Fritz Molden

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Fritz Molden, der vor wenigen Tagen 89-jährig verstorben ist, wurde am Montag in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Zentralfriedhof beigesetzt.

Es gebe wohl wenige Österreicher, über die so viele Lebensläufe geschrieben wurden, wie über den ehemaligen „Presse“-Herausgeber Fritz Molden. Über den „überzeugten Österreicher, der aber auch gleichzeitig ein Weltmann war“. Über das „unglaubliche Arbeitstier“. Über einen Mann, dem es schwerfiel, einfach nur ruhig dazusitzen. Über einen Menschen, der so viel für Österreich getan habe. Und über einen Menschen, der einfach ein Freund war.

Es ist Gerd Bacher, langjähriger Weggefährte Fritz Moldens, der besonders emotional auf den Punkt bringt, welchen Menschen man hier gerade zu Grabe tragen muss. Einen Menschen, den er noch kurze Zeit vor seinem Tod im Krankenhaus in Schwaz in Tirol besucht hat. Beim letzten Wiedersehen, so erzählt der langjährige ORF-Generalintendant und ehemalige „Presse“-Herausgeber, habe er Molden genauso erlebt, „wie ich ihn seit Jahrzehnten kannte. Und wie ich ihn in Erinnerung behalten möchte.“ Wach sei er gewesen, aufgeweckt – auch, wenn ihm damals der nahende Tod schon bewusst gewesen sei. „Und wir winkten uns zum Abschied lange zu.“

Verneigung des Präsidenten

Viele sind am Montagnachmittag auf den Wiener Zentralfriedhof gekommen, um sich von Fritz Molden zu verabschieden, der am 11. Jänner im 90. Lebensjahr gestorben ist. Vom Journalisten, vom Verleger, vom Widerstandskämpfer, vom Diplomaten. Und um sich an ihn zu erinnern, sein Werk gebührend zu würdigen. Bundespräsident Heinz Fischer verneigt sich vor dem aufgebahrten Sarg – „er würde sich freuen, dass Sie gekommen sind“, sagt Gerd Bacher später.

„Er war für sehr viele aus unserer Generation ein Vorbild“, sagt der ehemalige tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg in seiner Rede. „Er war, was heute nur ungern ausgesprochen wird, ein österreichischer Held. Ein großer Kämpfer für Österreich, für die Freiheit. Einer der letzten großen Patrioten, für den Österreich nicht nur ein geografischer Begriff war.“ Und er hoffe, so Schwarzenberg in seiner Rede, „dass das, wofür er gekämpft hat, nicht verloren geht“.

Es ist die tragende Rolle, die Molden über Jahrzehnte in und für Österreich gespielt hat, die mit dafür verantwortlich ist, dass die Lueger-Kirche mit hunderten Menschen gefüllt ist. Vertreter aus der Medien- und Verlagsbranche sind gekommen – von „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak und Außenpolitik-Chef Christian Ultsch über „Ironimus“ Gustav Peichl und Ex-„Presse“-Chefredakteur Michael Fleischhacker bis zu Oscar Bronner, dem Molden bei der Gründung des „Standards“ zur Seite stand.

Auch vonseiten der Politik wird Molden gewürdigt. „Molden war immer auf der richtigen Seite, auf der Seite des Rechts“, sagt Justizminister Wolfgang Brandstetter in seiner Rede. „Es liegt an uns, die Erinnerung an ihn und sein Engagement wachzuhalten, damit er auch künftigen Generationen ein leuchtendes Vorbild sein kann.“ Unter den Gästen aus der Politik sind unter anderem auch Ex-Landwirtschaftsminister und EU-Kommissar Franz Fischler, Ex-Verteidigungsminister Werner Fasslabend und der Wiener Ex-Kulturstadtrat Peter Marboe.

Doch ob all der Persönlichkeiten, die bei der Trauerfeier anwesend sind, ist die Verabschiedung doch auch eine familiäre. Und eine sehr emotionale – so verabschiedet sich Liedermacher Ernst Molden, einer der Söhne des Verstorbenen, in der Kirche mit einem Lied. Und Damian Heuer, Franziskanerpater in Hall in Tirol, der Molden eine Woche vor dessen Tod die Krankensalbung gespendet hat, fasst das Leid der Familie zusammen: „Es ist ein Unterschied, ob man mit dem Tod eines alten, kranken Menschen rechnet – oder ob man ihn dann wirklich erleben muss.“

Beisetzung im Ehrengrab

Mehrmals muss Moldens Ehefrau Hanna gestützt werden, als sich der Trauerzug von der Kirche hin zum Grab in Bewegung setzt. Zu jenem Ehrengrab der Stadt Wien, in dem auch schon Fritz Moldens Eltern bestattet sind: Ernst Molden – einst selbst Chefredakteur der „Neuen Freien Presse“ – und Paula Preradović, die den Text zur österreichischen Bundeshymne verfasste. Hier wird der hölzerne Sarg in die Erde gelassen. Und die Familie nimmt sichtlich bewegt Abschied. Von einem Menschen, der in der Öffentlichkeit als Publizist bekannt war, als jener Mann, der nach dem Krieg die „Presse“ wieder gründete, von einem echten Patrioten. Aber eben auch vom Ehemann Fritz Molden. Vom Vater, vom Großvater und Urgroßvater.

Und es ist wieder Gerd Bacher, der in seiner Rede in der Kirche kurz zuvor prägnant zusammengefasst hat, was den Menschen Fritz Molden ganz besonders ausgemacht hat: „Das Auffälligste an ihm war er.“

Zitat

„Fritz war einer meiner Lebensmenschen. Niemandem außer meiner Mutter verdanke ich mehr.“

Gerd Bacher, langjähriger Weggefährte und Freund von Fritz Molden

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2014)

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