Horst Pirker: "Komme frei von Vorurteilen"

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Horst Pirker: "Komme frei von Vorurteilen"APA/HARALD SCHNEIDER
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Der neue Chef der Verlagsgruppe News stellte sich per Mail bei den Mitarbeitern vor. Bei einer Diskussion über Wirtschaftsjournalismus betonte er: "Sparen allein ist kein Konzept".

Als die OMV den ehemaligen Styria-Vorstand Horst Pirker vor dem Jahreswechsel für die Podiumsdiskussion zum Thema Wirtschaftsjournalismus angefragt hatte, war von seinem Wechsel an die Spitze der Verlagsgruppe News noch nichts bekannt. Das Unternehmen hatte ihn in der Hoffnung engagiert, er könne als ehemaliger Medienmanager freier über die Mechanismen der Branche reden als aktive Medien-CEOs. Daraus wurde nichts. Denn so richtig frei sprechen wollte Pirker dann bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als designierter Geschäftsführer der Verlagsgruppe News (VGN) am Mittwochabend im Presseclub Concordia nicht. Es sei noch viel zu früh über seine Pläne für das Magazinhaus ("News", "Profil", "Format", "Woman") zu reden, das er offiziell ab 1. Juni leiten wird. Derzeit ist er noch als Vorstand der Grazer Saubermacher AG im Einsatz.

"Habe keine einzige Person mit im Gepäck"

Eine offizielle Mailadresse im News-Verlag hat Pirker aber schon, auch ein erstes Begrüßungsmail hat er von dieser am vergangenen Dienstag ausgeschickt, wie "Die Presse" erfuhr. Darin betonte er, dass er "frei von Vorurteilen in die Verlagsgruppe News" komme, "ohne Vorliebe auch für einzelne Personen oder einzelne Titel". Mit dem Hinweis, dass es zum jetzigen Zeitpunkt "keine wie immer gearteten personellen Überlegungen" gebe und er "keine einzige konkrete Person mit ,im Gepäck' habe" wollte er offenbar Gerüchte um etwaige Personalwechsel zerstreuen. Die Zukunft der Verlagsgruppe News werde sich "gerade an ihrer personellen ,Aufstellung', idealerweise weitgehend aus dem bestehenden ,Kader', entscheiden". Spätestens ab 2015 werde der Verlag aus der Defensive treten und "in einen offensiveren Modus zurückfinden".

"Es muss uns mehr einfallen als bloß zu sparen"

Innerhalb der Verlagsgruppe News blickt man dem neuen Boss Pirker äußerst positiv entgegen. Die Erwartungen seien allerdings beinahe zu hoch, so einige Magazinjournalisten. Die Belegschaft ist sehr enttäuscht vom abberufenen Manager Axel Bogocz - über den es heißt es ziemlich gehässig, er sei nach den ersten offiziellen Terminen in seinem Büro verschwunden und zwei Jahre nicht mehr herausgekommen - und vor allem froh, dass mit Pirker erstmals seit vier Jahren wieder ein Manager aus Österreich antritt, der den heimischen Medienmarkt sehr gut kennt. Unsicherheit und viele Fragen gibt es trotzdem: Wie stark wird Pirker mit seiner "Offensive" die bisherigen Strukturen verändern? Wie viele Schlüsselpositionen wird er neu besetzen? Und wie viel wird er sparen müssen? 

Letztere Frage ließ sich nach Mittwochabend zumindest vorsichtig mit "nicht nur" beantworten. Im Rahmen der OMV-Diskussion ließ er mit einigen Sagern aufhorchen: "Sparen ist immer wichtig, das habe ich oft betont. Aber Sparen allein ist natürlich kein Konzept. Es muss uns allen mehr einfallen als bloß zu sparen oder Kosten zu senken."

Die Diskussion fand im Rahmen der Präsentation einer von der OMV in Auftrag gegebenen Studie über Wirtschaftsjournalismus statt. Das Meinungsforschungsinstitut Integral hat 100 Wirtschaftsjournalisten befragt und zum eigenen Erstaunen festgestellt, dass die Mehrheit mit ihrer beruflichen Situation zufrieden ist. Und das, obwohl sich die persönlichen Arbeitsbedingungen verschlechtert hätten und der wachsende Zeitdruck, Personalabbau und andere Sparmaßnahmen den Berufsalltag negativ beeinflussen würden. 14 Prozent gaben an, sie seien immer wieder Interventionen ausgesetzt. "Von mir nicht", sagte Horst Pirker darauf.

"Hilflosenzuschuss" Presseförderung

Ob es in fünf Jahren noch ein gedrucktes "News" geben wird, wurde Horst Pirker gefragt. Das sei nicht die relevante Frage, sagte er. Es gehe darum, für die jeweilige Zielgruppe, die man definiert, wertvoll zu sein. Ob man diese dann mittels Papier, iPad oder Smart-TV bedient, sei egal. Klar sei aber, dass für "mainstreamige Inhalte oder das Wetter niemand zahlen wird."

Er selbst wolle "nichts unter Naturschutz stellen" und meinte damit die staatliche Presseförderung, die der Verlegerverband VÖZ von derzeit rund 12 Millionen Euro auf 50 Millionen erhöht sehen will. Davon hält Pirker nicht viel: "Da bekommt man halt da eine Million und dort eine Million, aber für das Selbstverständnis der Journalisten ist so ein Hilflosenzuschuss nicht gut." Dass der Traffic von Kanälen wie Twitter, Facebook und Google aber nicht in Österreich, sondern in den USA passiere, müsse der Branche sehr wohl Sorgen machen, "ohne dass wir wehklagen". Hier müsse man sich überlegen, wie man dieser Entwicklung als Branche etwas entgegensetzt.

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