Der falsche Harald Schmidt macht Werbung für den echten

Rob Vegas
Rob Vegas (c) Sreenshot YouTube
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Der deutsche Internet-Showmaster Rob Vegas betreibt seit fünf Jahren einen falschen Twitter-Account im Namen von Harald Schmidt.

Die Presse: Noch steht auf dem von Ihnen betriebenen, falschen Twitter-Profil von Harald Schmidt: „Hat Vertrag bei Sky“. Wie lange wird das dort noch stehen?

Rob Vegas: Bis nach der letzten Sendung. So lange hat er ja einen Vertrag mit Sky.

Aber wird es das Twitter-Profil überhaupt noch weiter geben?

Solange Harald Schmidt nichts dagegen unternimmt, bleibt es natürlich. Im Herbst will er seine Produktionsstätten in Köln zu einem Theater umbauen und eine Art Kölner „Westend“ daraus machen. Ich schätze, er wird ab Herbst seine Show als Bühnenprogramm anbieten.

Hat er je auf Ihren Account reagiert?

Ich war einmal bei der Pressekonferenz, als er damals zur ARD wechselte, und da fragte ihn ein befreundeter Journalist, was er von Twitter hält. Er meinte, er halte nichts davon, denn Information sei Ware, nur gegen Geld oder gute Presse. Aber er hat ja jetzt angekündigt, dass er ab Herbst die sozialen Netzwerke nutzen will.

Wie kam die Idee für den Fake-Account?

Ich fand Twitter total langweilig und fragte mich, was dort spannend wäre. Etwa wenn Prominente twittern, wie es hinter den Kulissen zugeht. Da fiel mir relativ schnell Schmidt ein, auch weil Stefan Raab und Thomas Gottschalk schon weg waren. Ich verwendete den Namen seiner Produktionsfirma Bonito TV, und damit klang das Profil für viele Journalisten noch echter.

Wie oft kam es vor, dass Journalisten Ihren Twitter-Account für echt hielten?

Oft. Am Anfang sogar die ARD, sein damaliger Sender, sie nahmen es in die offiziellen Kontaktdaten. Auch die „Bild“, der „Blick“, das ZDF. Dieses Jahr auch in Österreich. Sie dachten, Schmidt wechselt wirklich zu Servus-TV. Immer wieder denkt jemand, der nicht viel Ahnung von Twitter hat, dass das echt ist, und macht eine Meldung. Es ist wie eine Tretmine für Journalisten.

Für Sie ist es vor allem Gratis-PR. Ab wann haben Sie sich zu erkennen gegeben?

Schon 2009, als ich auf YouTube meine eigene Sendung neu gestartet hatte. Seitdem ist es bekannt. Die Faszination ist: Man möchte, dass Schmidt twittert. Ich werfe es den Journalisten aber nicht vor. BonitoTV hat 55.000 Follower, etliche Einträge und besteht seit fünf Jahren. Jeder andere Prominente hätte es löschen lassen und seine Anwälte eingesetzt. Auch weil es immer noch da ist, wird es glaubwürdig. Aber eigentlich müssten Journalisten nur „Harald Schmidt“ und „Twitter“ googeln, und sie hätten die Lösung. Aber der Konkurrenz- und Zeitdruck ist so groß, dass ungern jemand prüft.

Wie würden Sie Ihre Show umschreiben?

Es ist eine YouTube-Show, die sich satirisch mit Politik auseinandersetzt und mittlerweile auch auf Focus.de zu sehen ist.

Welche Pläne haben Sie für die Show?

Ich werde wahrscheinlich nie ins Fernsehen gehen, aber Online hat sich so gut entwickelt, dass es für mich egal sein wird. Im Grunde habe ich Schmidt als Trojanisches Pferd in die Medienlandschaft gebracht, jetzt zehre ich von diesem Restruhm, den er übrig gelassen hat. Kürzlich hat Sky angefragt, ob ich nicht seine letzte Sendung bewerben will. Der falsche Harald Schmidt macht am Ende also Werbung für den echten.

Die letzte „Late Night Show“ von Harald Schmidt läuft heute, Donnerstag, auf Sky Hits. Danach gratis auf youtube.com/Skyde.

ZUR PERSON

Rob Vegas heißt eigentlich Robert Michel, geboren 1984 in Bielefeld. Er macht seit 2006 unterschiedliche Internetsendungen und ist TV-Kolumnist. Seine „Rob Vegas Show“ vertreibt er auf YouTube und Focus.de. Seit 2009 betreibt Vegas unter dem Namen @BonitoTV auch ein falsches Harald-Schmidt-Profil auf Twitter. [ Screenshot: YouTube]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2014)

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