„BÖsterreich“: Im ORF hat das Böse große Zähne

Bösterreich Robert Palfrader, Nicholas Ofczarek
Bösterreich Robert Palfrader, Nicholas Ofczarek(c) ORF
  • Drucken

In „BÖsterreich“ skizzieren Nicholas Ofczarek und Robert Palfrader das Böse in vielen Facetten und 80 Rollen. Eine Achterbahnfahrt im Humor-Vergnügungspark.

So so, in die Udo-Proksch-Gasse will der farblose Herr Mag. Flick mit seinem Kätzchen. Der Taxler weiß sofort, wo das sein soll. Nur der Zuseher hätte diese erste kleine Spitze gegen die Wiener und ihre Neigung, Straßen nach wenig ehrenwerten Persönlichkeiten zu benennen, beinah überhört.

Auf das Subtile folgt sogleich der derbe Witz: ein Taxler, der nicht auf den Verkehr achtet, also Menschen überfährt und ein Dialog, der sich später wiederholen wird: „Was war das?“, fragt der Fahrgast beunruhigt. „Die Kupplung?“, sagt der Taxler unschuldig. Auch danach geht die neue ORF-Groteske „BÖsterreich“, in der Kabarettist Robert Palfrader und Schauspieler Nicholas Ofczarek beinah alle Rollen selbst spielen, weiter wie eine Achterbahnfahrt im Humor-Vergnügungspark. Auf Subtiles folgt ein Brachialwitz, auf gewitzte Gegenwartskritik plumper Machoschmäh.

Generell folgt das Sketchbuch der zehnteiligen Reihe aber blind der EAV-Liedzeile „Das Böse ist immer und überall“. Sogar der darin besungene „Ba-Ba-Banküberfall“ taucht in abgewandelter Form auf, wenn auch mit überraschendem Ausgang. So viel sei verraten: Der eingangs erwähnte Taxler lässt sich nicht von einem Damenstrumpf tragenden Räuber einschüchtern.

Und irgendwo kommt ein Bus daher

Das Böse erscheint bei Palfrader und Ofczarek in Gestalt von geldgierigen Tierärztinnen, schlauen Bettlern, gescheiterten Finanzberatern und einschüchternden Lehrern einer katholischen Privatschule. Und zwischendurch kommt stets irgendwo ein Bus daher, der die Menschen niederstreckt wie Kegelfiguren. Ein brutal-brachiales Trennelement zwischen den Szenen, die kaum bis gar nicht miteinander zusammenhängen.

Im Inneren des Busses begegnen wir dem schmierigen Brüderpaar Adi und Edi, das skurrile Kaffeefahrten für Pensionisten anbietet. Etwa die „Elfriede-Blauensteiner-Tour: Wie werde ich Witwe in zwei Tagen“.
In je 40 Rollen sind Ofczarek und Palfrader geschlüpft, und vor allem Ofczarek entpuppt sich als unglaublicher Verwandlungskünstler. „Retrospektiv gesehen“ seien es „vielleicht ein bisschen zu viele“ Rollen gewesen, scherzte Ofczarek vor Journalisten. Weil die beiden Hauptdarsteller ständig stundenlang in der Maske saßen, mussten viele Szenen mit Doubles gedreht werden.

Harmlos, aber gelungen ist die Szene mit dem Sandler namens Gandalf. Ein paar Schilling will er sich bei zwei Kindern aus gutem Haus schnorren, die im Park Müll sammeln. „Schilling. Das war die Währung des 20. Jahrhunderts“, sagt das altkluge Mädchen schnippisch zu ihrem Klassenkollegen. Bevor die beiden dem Verwahrlosten mit Zauberer-Zügen eine Abfuhr erteilen können, wickelt er sie mit einer Geschichte um den Finger: Er müsse dringend nach Hogwarts reisen, der Heimat von Harry Potter, um dort Hermine aus ihrer Geiselhaft zu befreien, doch leider sei ihm sein Besen gestohlen worden, weshalb er nun Geld für ein Zugticket benötige.

Die Idee zu „BÖsterreich“ stammt von Ofczarek und seiner Frau Tamara Metelka, die damit eine neue Art der Comedy schaffen wollten. Neu ist das, doch nach Folge eins will sich der tiefere Sinn dieses Defilees des Bösen noch nicht so recht erschließen. Die aufwendige Kostümparade bringt einem aber die Erkenntnis: Das Böse in Österreich ist hässlich und hat große, falsche Zähne.

BÖsterreich: Dienstag, 22.50 Uhr, ORF eins

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Nicholas Ofczarek und Robert Palfrader reisen nach 'BOesterreich'
Film

BÖsterreich: "Wie zünd' i dem des Haus an?"

Was macht Österreich aus? Ein Mailwechsel zwischen Fernsehchefin Kathrin Zechner und Nicholas Ofczarek, der gerade in Hamburg dreht, zum Start von »BÖsterreich«.
Nicholas Ofczarek und Robert Palfrader reisen nach 'BOesterreich'
Film

BÖsterreich: "Wie zünd' i dem des Haus an?"

Was macht Österreich aus? Ein Mailwechsel zwischen Fernsehchefin Kathrin Zechner und Nicholas Ofczarek, der gerade in Hamburg dreht, zum Start von »BÖsterreich«.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.