ORF-Publikumsrat: Brandner-Radinger wird neue Vorsitzende

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ORF PUBLIKUMSRAT: VITOUCH/BRANDNER-RADINGER(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Ilse Brandner-Radinger wurde mit breiter Mehrheit zur Vorsitzenden gewählt. Kommunikationswissenschafter Peter Vitouch fungiert künftig als Stellvertreter.

Der neue ORF-Publikumsrat hat sich am Dienstagvormittag konstituiert. Bei der Sitzung wurde Ilse Brandner-Radinger mit breiter Mehrheit zur Vorsitzenden des Gremiums gewählt. Sie folgt damit auf Hans Preinfalk, der aus dem nunmehr 31 Mitglieder umfassenden Publikumsrat ausscheidet. Als Stellvertreter wird künftig der Kommunikationswissenschafter Peter Vitouch fungieren.

"Nicht nur Kosten-Nutzen-Rechnung"

"Die nächsten vier Jahre werden für den ORF ein Prüfstein werden", bezog sich Brandner-Radinger in einer kurzen Rede etwa auf die Zusammenführung der ORF-Standorte am Küniglberg. Eine weitere Herausforderung sei die "Umstrukturierung des Hauses in Richtung Trimedialität: Dass an der Zusammenfassung von Fernsehen, Radio und Online kein Weg vorbei führt, ist allen klar". Die Umstellung auf ein konvergentes Arbeiten dürfe letztlich aber "nicht nur eine Kosten-Nutzen-Rechnung" sein.

Es gehe um die sinnvolle Verknüpfung der einzelnen Sparten, ohne dass die journalistische Qualität leidet. Zudem stünde der ORF weiterhin unter einem Sparzwang, der sich auch auf das Programm auswirken könne. "Spätestens das ist der Punkt, wo wir gefordert sind, und das wahrscheinlich stärker denn je", erklärte Brandner-Radinger, die sich ebenso wie ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz beim scheidenden Vorsitzenden Preinfalk für dessen Engagement bedankte. Dieser empfahl dem Publikumsrat indes, weiterhin "konstruktiv widerständig im Interesse des Publikums zu sein".

Kritische Stimmen

Im Vorfeld der Wahl gab es von verschiedenen Seiten kritische Stimmen zur Bestellung der Publikumsräte durch Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ). Dass 14 von 17 durch ihn bestellte Räte seiner Partei nahestehen würden, sei "in einer Demokratie unverständlich", hielt etwa Georg Weissmann fest. "Ich zweifle nicht an diesen Personen, zweifle aber an der Ausgewogenheit." Eva Blimlinger gab zu bedenken, dass der Publikumsrat mehrfach eine Reform des ORF-Gesetzes angeregt hatte. "Es wäre an beiden Regierungsparteien gelegen, ein neues ORF-Gesetz zu machen." Allerdings sei bis dato nichts passiert.

Man werde sich dem Thema aber weiterhin widmen, wie auch Willi Mernyi betonte. Eine Parteinähe oder -mitgliedschaft sei aus seiner Sicht zwar nichts Schlechtes, "aber man kann diskutieren, ob es gescheit ist, dass ein Minister oder Bundeskanzler die Leute aussucht". Stattdessen könnten die gesellschaftlichen Institutionen selbst die Mitglieder entsenden. Gleichlautend äußerte sich auch Andreas Kratschmar. Und Ulrike Nittmann sprach sich dafür aus, im Publikumsrat "ein Zeichen für mehr Unabhängigkeit" zu setzen, wenn schon keine Entpolitisierung des ORF möglich sei.

Noch ausständig ist bei der Sitzung die Wahl von sechs Stiftungsräten, die der Publikumsrat in das oberste ORF-Gremium entsendet. Seit die Bundesregierung die verfassungswidrige Faxwahl von sechs Publikumsräten gestrichen hat, werden diese sechs Vertreter ohne Vorgaben in den Stiftungsrat entsandt. Früher waren zudem drei Vertreter aus den Bereichen Hochschulen, Kunst und Kirche zu wählen.

(APA)

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