Seit fünf Jahren betreibt Ulrich Müller-Uri mit zwei Partnern die Video-on-demand-Plattform Flimmit. Rund 2000 Filme und Serien, großteils aus Österreich und Deutschland, können dort gestreamt und downgeloadet werden.
Die Website trägt Trauerflor. Seit vergangene Woche bekannt wurde, dass der österreichische Regisseur Michael Glawogger auf seiner Afrika-Reise einer Malaria-Erkrankung erlegen ist, erinnert die Homepage des Video-on-demand-Anbieters Flimmit mit einer Gedenkseite. Zwölf von Glawoggers Dokumentationen (etwa „Megacities“ und „Workingman's Death“) und Spielfilmen („Nacktschnecken“, „Vaterspiel“) sind dort derzeit abrufbar.
Dabei hätte es keinen so traurigen Anlass gebraucht, um die gute Sortierung der Online-Videothek zu erkennen. In diesem Jahr feiert sie ihren fünften Geburtstag: 2009 gründeten die Freunde Ulrich Müller-Uri, Karin Hager und Walter Huber ihren On-demand-Service. Die drei Salzburger, alle Jahrgang 1977, kannten sich vom Informations- und Wirtschaftsmanagementstudium aus Salzburg, verloren sich aus den Augen und fanden sich zunächst wieder, um eine Filmproduktionsfirma zu gründen. Nach der Doku „Die ersten Kinder Israels“ für das ZDF warfen sie ihren Plan aber über Bord und konzentrierten sich auf die Video-on-demand-Plattform, die bis heute die einzige österreichische ist.
Waren es anfangs nur 150 Filme, so sind mittlerweile 2000 Filmträger abrufbar. Das Hauptaugenmerk bei der Filmauswahl liegt auf österreichischen Produktionen (circa 30 bis 40Prozent), gefolgt von deutschsprachigen Filmen und europäischem Arthouse-Kino aus England, Frankreich und Spanien. Das Streamen kostet 1,90 bis 4,99 Euro pro Film, das Downloaden zwischen sechs und zwölf Euro.
„Kaisermühlen Blues“ per Klick
Die kompletten Folgen von „Kaisermühlen Blues“, „Schnell ermittelt“ und „Braunschlag“ findet man ebenso wie den erst 2013 erschienenen Harald-Sicheritz-Film „Bad Fucking“, 100Theaterstücke von österreichischen Bühnen und internationale Filmklassiker wie „Lassie“ oder „Tarzan bei den Affen“ aus dem Jahr 1918. Gerade wird um die Lizenzen für den kompletten „Mundl“ verhandelt. Streaming- und Download-Plattformen wie das deutsche Maxdome oder das US-amerikanische Netflix, das noch heuer in den deutschsprachigen Markt expandieren will, sieht Ulrich Müller-Uri nicht als Konkurrenz. „Wir sind nicht die Blockbusterplattform“. Flimmit habe sich von Anfang an entschieden, auf die österreichische Nische zu setzen. Da drängen die großen Player nicht hin. Zudem würde man immer wieder versuchen, Kooperationen mit den internationalen Stream-Plattformen einzugehen und gemeinsam gegen die illegalen Downloadseiten aufzutreten. „Wir sind uns sicher, dass der nonlineare Medienkonsum massiv zunehmen wird.“
Österreich sei ein gutes Pflaster für Unternehmensgründungen, sagt Müller-Uri, „aber es gibt bessere“. Vor allem die langen Amtswege, um an Förderungen zu kommen, seien hinderlich. Die meisten Innovationspreise für ihren Video-on-demand-Store und die ebenfalls entwickelte Suchmaschine hätten sie jedenfalls im Ausland bekommen. (awa)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2014)