Interview: „Hätte von Haus aus skeptisch sein sollen“

Eine Stimme, die nach wie vor Einfluss auf den und im ORF hat, ist die Gerd Bachers. Er gilt unter anderem als Mentor des jetzigen Programmdirektors Wolfgang Lorenz, war Geschäftsführer des Molden-Verlags, Herausgeber der „Presse“ und drei Mal Generalintendant des ORF (1967–1974, 1978–1986 und 1990–1994).

Die Presse: Anfangs waren Sie der täglichen Serie „Mitten im Achten“ gegenüber durchaus positiv eingestellt. Wie stehen Sie nun zu deren Absetzung?

Gerd Bacher: Das passiert um keine Minute zu früh. Ich kann gar nicht sagen, warum ich von vornherein nicht skeptisch war. Allerdings hatte ich meine Hörgeräte nicht mit, als ich mir die ersten Folgen bei der Präsentation angesehen habe. Da ich es nicht genau wusste, habe ich erst eine freundliche Miene dazu gemacht.

Was könnten die Gründe sein?

Bacher: Für mich ist das unbegreiflich, ich habe ja nicht gewusst, dass man vom größten Trash-Produzenten Europas, Endemol, mit völlig unzureichenden Mitteln ein Format austrifiziert hat. Und das im Bereich der wichtigsten Einzelreform. Wenn ich die „ZiB“ nicht mehr durchschalte, muss ich etwas dagegensetzen.

Was könnten Sie sich als Ersatz für „Mitten im Achten“ vorstellen? Das läuft schließlich parallel zur nun nicht mehr durchgeschalteten „ZiB“.

Bacher: Entweder eine inländische Produktion – Hajek, Mrkwicka – oder, wenn das so schnell nicht möglich ist, die beste US-Serie, die es gibt.

Welche personellen Konsequenzen könnte die Einstellung der Sendung, die Programmdirektor Wolfgang Lorenz als „Herzstück“ der Reform bezeichnete, haben?

Bacher: Die Absetzung ist schon ein bisserl zu spät, an sich aber kein Zeichen von Schwäche, wenn man nicht zu dem steht, was man falsch gemacht hat.

Gibt es Ihrer Ansicht nach weitere Kritikpunkte an der Wrabetz-Reform?

Bacher: Viel ärger als „MiA“ ist das „Extrazimmer“, das ist eine absurde Sendung. Da haben ja beide Direktionen Vorschläge dazu gemacht, da sollte man sich jetzt das Oberhauser-Konzept ansehen.

Und welche Positiva sehen Sie?

Bacher: Die Information stimmt grundsätzlich, nur ist vieles verbesserungswürdig. Am meisten merkt man, dass der ORF zu wenig interessante Leute hat in den Info-Redaktionen, die Portischs fehlen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2007)

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