Reaktionen zum ORF

„Offenbar ist Wrabetz erst im Nachhinein klüger geworden. Denn einige Stiftungsräte und der Publikumsrat hatten Wrabetz gewarnt, eine überstürzte, unausgegorene Programmreform vom Zaun zu brechen. Wrabetz wurde auch darauf hingewiesen, einen Plan B vorzubereiten und vorzulegen. Und er wurde aufgefordert, ,Mitten im Achten‘ den Stiftungsräten vorzuführen, und nicht nur den Journalisten. Doch auf all das ist Wrabetz nicht eingegangen. Im Gegenteil: Er hat sich in vorauseilendem Triumph über die Titelseiten der Printmedien abfeiern lassen. Nach diesem Werbehype in eigener Sache erstaunt die augenblickliche Zurückhaltung des Generaldirektors. Verantwortung kann man nicht delegieren, Herr Generaldirektor, Sie alleine tragen die Verantwortung, Herr Direktor. Und wer trägt die Kosten? Ich garantiere Ihnen: nicht die Gebührenzahlerinnen und Gebührenzahler.“ [Bruckberger]

Karl Krammer, Leiter des roten „Freundeskreises“

Unterstützung für ORF-Chef Alexander Wrabetz kam von Karl Krammer, dem Leiter des roten „Freundeskreises“: Es sei wichtig und begrüßenswert, „dass eine konsequente Entscheidung getroffen wurde“ und dass sie „in time“ getroffen wurde, erklärte Krammer gegenüber der Apa. Man könne nicht zuwarten, wenn ein Format nicht die erhofften Erwartungen erfülle, meinte Krammer. Von einer Blamage wollte er nichts wissen: „Ich finde nichts dabei, dass ein Format abgesetzt wurde.“ Vor allem dürfe man nicht gleich die ganze Reform verurteilen.

Franz Medwenitsch, Leiter des VP-„Freundeskreises“

Von einem „richtigen Schritt, aber auch einer Riesenblamage für den ORF“ sprach am Mittwoch laut Apa Franz Medwenitsch, Leiter des VP „Freundeskreises“. Er sieht die Reform, deren zentrales Element das Ende der „ZiB“-Durchschaltung und die Stärkung von Eigenproduktionen war, zumindest teilweise gescheitert. Dieses Ziel sei nicht erreicht. Wie auch ÖVP-Mediensprecher Franz Morak fragte Medwenitsch nach den Kosten für das gescheiterte Experiment, die der Generaldirektor offenlegen müsste.

Publikumsrat übt Kritik

Die Informationssendungen des ORF, insbesondere die „ZiB“ um 19.30Uhr, seien oberflächlicher geworden, kritisierten in der vergangenen Woche mehrere Publikums- und Stiftungsräte. Den Anfang machte Hans-Paul Strobl vergangene Woche im Publikumsrat.

Gegenüber der „Presse“ sagt er: „Der ORF lebt offensichtlich noch in einer Monopolsituation.“ Bis jetzt habe sich die neue ORF-Führung nur mit Formfragen belastet – die „ZiBs“ haben einen beklagenswert provinziellen Inhalt, und schon diese Kritik „empfindet man als eine Art Majestätsbeleidigung“.

Wie Untersuchungen von Mediawatch zeigen, ist die Redezeit von Politikern zurückgegangen. Die Koalitionsparteien kommen im Verhältnis zur Opposition dennoch häufiger vor als die alte schwarz-orange Koalition unter Monika Lindner/Werner Mück, die Opposition hat es jetzt offenbar noch schwerer, im „Regierungsfunk“ durchzudringen. Gemessen an der realen Bedeutung des BZÖ wird es überdurchschnittlich oft erwähnt. ORF-interne Untersuchungen zeigen, so hört man vom Küniglberg, dass der ORF den Zusehern seit der Reform „unsympathisch“ geworden ist.

„Was passiert etwa bei unseren neuen-alten Nachbarn im Osten?“, fordert Strobl eine analytischere Herangehensweise ein. Und beklagt sich: „Irak, Palästina, die Untersuchungsausschüsse, Verkehrsunfälle und der Eisbär aus Berlin kommen immer unter.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.