ORF: Stiftungsrat tagt zu Umbau und Song Contest

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die ORF-Beteiligung an der Video-on-Demand-Plattform Flimmit wurde gebilligt, Radiochef Amon kritisiert.

Der ORF nimmt Formen an. Der Öffentlich-Rechtliche hat 15 Architekten beauftragt, bis Oktober einen Plan für die Erweiterung des ORF-Zentrums am Küniglberg zu erstellen, wo die Wiener Standorte zusammengelegt werden. Namen wollte der ORF noch keine nennen, nur so viel: Es handle sich um österreichische und internationale Architekten, auch einige Stars sind darunter. Um das Bauvorhaben zu finanzieren, hat der Stiftungsrat am Donnerstag - aus steuerlichen Gründen - die Gründung einer Tochtergesellschaft genehmigt. Auch die Aufnahme eines neuen Geschäftszweigs, wie es in der Tagesordnung hieß, wurde durchgewinkt: Der ORF darf sich beim Wiener Startup Flimmit einkaufen. Die Video-on-Demand-Plattform soll Marktplatz für aktuelle heimische und europäische Filmproduktionen werden und den Sender gegen Konkurrenz wie etwa gegen den US-Streaming-Dienst Netflix, der im Herbst in Österreich startet, wappnen. Das Projekt soll nächstes Jahr starten.

Der Jahresabschluss 2013 wurde einstimmig genehmigt. Es sei der erste Jahresabschluss mit einem Umsatz über einer Milliarde Euro, so der ORF-Generaldirektor. Der ORF habe seine Mitziele, die mit der Refundierung verbunden waren, eingehalten und erreicht. Die Gesamtkostenbasis sei um zehn Prozent gesenkt worden. Auch die Strategie "ORF 2020" wurde beschlossen, darin inkludiert sind der Standortbeschluss und der Social-Media-Bereich. Eine neue Sport-App startet im September. Man prüfe außerdem einen neuen Spartenkanal für regionalisierte Programme.

Radio macht zwei Millionen Minus

Am Ende der Marathonsitzung musste der Hörfunkdirektor Karl Amon dem obersten ORF-Gremium Rede und Antwort stehen. Durch die Querelen um den Ö1-Chefposten steht Amon zunehmend in der Kritik. Nun wurde bekannt, dass er er hat sein Budget für 2014 um zwei Millionen Euro überzogen hat. Das Minus entstand über über alle Bereiche.

Die Debatte um den Ö1-Chef reißt nicht ab. Amon will Feature-Chef Peter Klein zum Ö1-Direktor küren. Redakteure und die Redakteursrat präferieren Administrationschefin Ulrike Wüstenhagen. Klein entschied das Hearing für sich, doch genau auf dieses Hearing soll Amon Einfluss genommen haben. Der Schulungsbeirat im Auftrag des Betriebsrates soll das nun überprüfen, so der "Kurier". Über die Bestellung, die eigentlich schon im Juni hätte fixiert werden sollen, entscheidet ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Üblicherweise folgt er der Empfehlung des Hörfunkdirektors. Diesmal dürfte die Entscheidung keine reine Formsache sein.

Song Contest kostet 25 Mio. Euro

Der Stiftungsrat beschäftigte sich auch mit dem Song Contest. Die Austragung des Liederwettbewerbs soll den ORF 25 Millionen Euro kosten, 10 Millionen will man wieder einnehmen, durch Beiträge der EBU-Partner, Sponsoring und Ticketerlöse. Um den Song Contest zu finanzieren, werde man im Programmbudget Geld umschichten und auf Reserven zurückgreifen müssen, so Finanzdirektor Richard Grasl.

Wo der Song Contest stattfinden wird, ist noch offen. Im Rennen sind derzeit Städte Innsbruck, Graz und Wien - als Ausweichlösung für die Wiener Stadthalle kommt auch Neu Marx infrage, die Stadt Wien könnte eine neue Halle errichten ("Die Presse" berichtete), schließlich würde der ORF die Stadthalle für sechs Wochen für andere Veranstaltungen blockieren. Noch im Juli sollen Austragungsort, Slogan und Datum fixiert werden, auch ein "Event-Manager" soll gefunden sein, 150 Bewerbungen gibt es für den Posten. Die Teilnehmerliste der Länder sowie der künstlerische Ablauf werden erst 2015 entschieden. (her)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2014)

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