Dietmar Schönherr, der ruppigste aller TV-Quizmaster, ist tot

Dietmar Schönherr
Dietmar Schönherr(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Innsbrucker prägte mit seiner 2013 verstorbenen, wunderschönen Frau, Vivi Bach, die TV-Spielshow „Wünsch Dir was“. Bekannt wurde Schönherr mit der Science-Fiction-Serie über das Raumschiff Orion.

„Da sind die Gräber, die Wurzeln, die Kindheitserinnerungen“, sagt Dietmar Schönherr in einem Film über sich, der auf YouTube zu sehen ist. Sein kantiges Tirolerisch war in späteren Jahren deutlich zu hören, im TV war es kaum zu bemerken. Dort wurde eher über den herzigen Akzent von Schönherrs Frau, der entzückenden Dänin Vivi Bach, getratscht, die zwei waren ein glückliches Paar, sie starb im April letzten Jahres.

Ihre charmante Hilfe hatte Schönherr nötig. Sein Start mit der TV-Spielshow „Wünsch Dir was“ 1969 war keineswegs leicht. Die Zuseher bevorzugten den Grandseigneur Hans-Joachim Kulenkampff oder den liebenswürdigen Peter Alexander. Aber Schönherr setzte sich durch, bis 1972 wurden 24 Folgen von „Wünsch Dir was“ ausgestrahlt, was auch mit dem neuartigen und für damalige Zeiten höchst aufwendigen Format zu tun hatte, an dessen Entwicklung und Ausführung große Namen beteiligt waren, Kuno Knöbl, Joki Kirschner, André Heller. Bei der österreichisch-schweizerisch-deutschen Koproduktion mussten jeweils drei Familien Mutproben bestehen und Fragen beantworten. Die Zuschauer kürten den Sieger auf eine heute bizarr erscheinende Weise: indem sie Elektrogeräte aufdrehten oder die Toilettenspülung betätigten. So sah die Frühform von interaktivem Fernsehen aus.

Ein Querkopf und Querdenker

Dietmar Schönherr, „Edler von Schönleiten“, stand 1943 in dem Ufa-Film „Junge Adler“ erstmals vor der Kamera. 1944 wurde er zum Wehrdienst einberufen. 1945 desertierte er. Diese Erfahrung wurde prägend für sein Leben. Er war ein überzeugter Linker, engagierte sich im damals noch von der ÖVP dominierten ORF für die SPÖ, für die Friedensbewegung und für die Entwicklungshilfe in Nicaragua. Dafür kassierte er viel Schelte, aber Schönherr war ein Querkopf und Querdenker. Er ließ sich nicht beirren. Mit dem Befreiungstheologen Ernesto Cardenal gründete er 1988 das Kulturzentrum „Casa de los tres mundos“, das sich der künstlerischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sowie der Dorfentwicklung in Zentralamerika widmet: „Was ich mit meiner Stiftung geleistet habe, ist mir wichtiger als alles, was ich auf der Bühne, in Film und Fernsehen gemacht habe“, sagte Schönherr. Und er hat viel gemacht: Er war Synchronsprecher von Stars wie James Dean, Sydney Poitier oder Steve McQueen. Er drehte Filme wie „Rosenmontag“, „Schachnovelle“ – und ein Pionierprodukt der neueren Sci-Fi-Serie: „Raumpatrouille Orion“ wurde parallel zu „Star Trek“ gemacht und genießt bis heute Kultstatus.

In Hall, später in Telfs, begründete Schönherr die Tiroler Volksschauspiele mit, die das Genre vom Ruch der Volkstümelei befreiten. Schönherr schrieb auch, als Letztes 2010 die Novelle „Begrabt mein Herz am Fuße des Berges“. Gelebt hat er allerdings sehr gern in Ibiza, wo dieser vitale, energische Künstler nun 88-jährig gestorben ist. (bp/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2014)

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