In dem neuesten Projekt von David Schalko sollte Gert Voss die Hauptrolle spielen. Nach seinem Tod wird die Rolle mit Udo Kier besetzt.
David Schalko war einer der letzten Regisseure, die eng mit Gert Voss zusammenarbeiten konnten. In einem berührenden Nachruf nahm der Wiener Filmemacher in der „Welt am Sonntag“ und im „Profil“ Abschied von dem Theatermann Voss: „Er war ein schauspielerischer Kontinent. Ein König, der sein Land nicht regierte, sondern bereiste.“ Schalko und Voss arbeiteten seit einigen Monaten an der Fernsehserie „Altes Geld“, in der Voss die Rolle des alternden Patriarchen Rolf Rauchensteiner hätte spielen sollen. Oder spielte, es wurden bereits einige Szenen gedreht.
Wie Schalko schildert, habe Voss zwar auf ein erfülltes Theaterleben geblickt, „aber die große Sehnsucht Film war weitgehend unerfüllt geblieben. ,Altes Geld‘ sollte das ändern. Dass es ausgerechnet der lang erwartete Film war, der unvollendet blieb, zeigt, welch üblen Humors sich das Schicksal bedient.“ Die Arbeit von Voss an diesem Film blieb fragmentarisch und aus dem Zusammenhang gerissen: „Zu viel fehlt, was wir jetzt im Sommer gedreht hätten.“ So bleibe sein Rolf Rauchensteiner eine gemeinsame Fantasie, „die vor einem sehr kleinen Publikum von dreißig Leuten auf dem Set stattgefunden hat. Es bleibt also am Ende auch Theater – im erweiterten Sinn.“
Doch der Dreh an der Serie geht seit gestern, Montag, weiter. Wie der ORF mitteilte, wurde „die Rolle des Patriarchen neu definiert und mit Udo Kier besetzt“. Der 1944 in Köln-Mülheim geborene Kier ist einer jener deutschen Schauspieler, die es in Hollywood zu einer gewissen Bekanntheit gebracht haben. Er spielte in einer Vielzahl von B-Movies, aber auch in einigen bekannten Filmen: darunter in dem Roadmovie „My Private Idaho“, dem Blockbuster „Armageddon“, der Nazi-Persiflage „Iron Sky“ (2010) und Lars von Triers' Filmen „Melancholia“ und „Nymphomaniac“. Auch in der europäischen Serienproduktion „Borgia“ war er in einer Nebenrolle als Papst Innozenz VIII. zu sehen. (awa)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2014)