Stadthalle: Künstler sagen Konzerte ab

EUROVISION SONG CONTEST 2015: WIENER STADTHALLE
EUROVISION SONG CONTEST 2015: WIENER STADTHALLE(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Laut einem Konzertveranstalter entstehen durch Absagen wirtschaftliche Schäden: Denn die Stadthalle blockiere Veranstaltungen zur Songcontest-Zeit, biete aber keine Alternative.

Wien. „Angefressen“ sei er, meint Matthias Rotermund zur „Presse“: „Wir werden blockiert. Und irgendwann hat unsere Geduld auch ein Ende.“ Der Geschäftsführer der LS Konzertagentur, der regelmäßig internationale Topstars nach Österreich bringt (darunter waren Bruce Springsteen, U2 und Eric Clapton), ist verärgert. Über die Wiener Stadthalle, wo er (nach eigenen Angaben) der zweitwichtigste Veranstalter, also Kunde, ist: „Ich will, dass die Stadt endlich mit uns über Lösungen redet. Ich akzeptiere diesen Stillstand nicht.“

Rotermund spricht von wirtschaftlichem Schaden (die Probleme würden andere Veranstalter genauso treffen). Er spricht von Absagen bzw. drohenden Absagen von internationalen Topstars bei verschiedenen Veranstaltern, weil noch immer nicht klar sei, ob die Stadthalle bzw. eine Alternative im Mai 2015 zur Verfügung steht (die konkreten Namen der Stars, die mit Absage drohen, werden geheim gehalten, damit sie nicht von der Konkurrenz abgeworben werden – sie sollen aber in einer Liga mit Robbie Williams spielen). Und er kritisiert, dass die Stadthalle keinen Plan B im Fall des Songcontest-Zuschlags entwickelt hat. Also wie die Stadthalle gedenke, mit jenen Konzerten umzugehen, die zum Zeitpunkt des Songcontests angesetzt sind und für die der Kartenvorverkauf bereits laufe: „Der Songcontest ist eine tolle Chance, die man selbstverständlich nützen muss. Wenn ich (als Stadthalle, Anm.)aber eine Veranstaltung absage, muss ich eine Alternative anbieten.“ Es habe zwar Gespräche mit Stadthallen-Geschäftsführer Wolfgang Fischer gegeben, es habe sich aber noch immer nichts getan: „Ich habe ihm klar gesagt, dass ich keine Shows absagen will.“ Wenn es in der Stadthalle nicht möglich ist, dann brauche man eine Ausweich-Location. Und die müsse die Stadthalle zur Verfügung stellen.

Suche auf eigener Faust

Hintergrund dieser massiven Kritik: Seit Conchita Wurst Anfang Mai den Songcontest gewonnen hat, ist klar: Österreich wird den Bewerb 2015 ausrichten. Der heißeste Kandidat ist die Wiener Stadthalle, die sich wenige Stunden nach dem Sieg ins Spiel brachte. Seitdem herrscht Funkstille – weil gepokert wird, ob der Songcontest in Wien, Innsbruck oder Graz stattfindet. Nur: Die Konzertveranstalter müssen weit vorausplanen, einige haben Konzerte für diese Zeit in der Stadthalle gebucht und verkaufen bereits Karten, einige haben lukrative Anfragen, denen sie nicht zusagen können, weil nicht sicher ist, ob die Stadthalle oder eine Alternative zur Verfügung steht. Dadurch würden Stars abspringen, die gern nach Österreich kommen würden, heißt es in der Branche.

Die Kritik richtet sich unter anderem an den ORF: „Deutschland hat nach seinem Songcontest-Sieg innerhalb von zwei Wochen entschieden, wo er stattfindet“, so Rotermund. In Österreich gebe es seit zehn Wochen eine Blockade. Dafür könne die Stadthalle nichts – aber diese hätte mit ihrer Bewerbung sofort eine Alternative für den Fall des Zuschlags überlegen müssen –, um das Geschäft der Veranstalter nicht zu blockieren. Und eine mögliche Alternative gebe es noch immer nicht, so Rotermund: „Ich habe immer gesagt, dass ich nicht tatenlos zusehe.“ Deshalb sucht der Veranstalter nun auf eigene Faust nach einer möglichen Alternative für seine fixen Events im Mai 2015 (für James Last und Apassionata werden bereits Karten verkauft), und für eintreffende, internationale Buchungsanfragen, damit diese nicht abspringen. Und er hat auch schon eine Idee für ein Ausweichquartier.

Temporäre Halle in St. Marx?

Bekommt die Stadthalle den Songcontest, müsse sie eine temporäre Veranstaltungshalle in St. Marx errichten, damit die Veranstalter dorthin ausweichen können. Diese Halle sei möglich, sonst wäre Wien mit St. Marx nicht als Songcontest-Alternative zur Stadthalle ins Rennen gegangen, so Rotermund. Die Kosten für die temporäre Halle müsste eben die Stadthalle übernehmen.

Die Stellungnahme der Stadthalle: „Seit 9. Mai sprechen in unserem Haus die zuständigen Stellen mit den Veranstaltern. Die waren im höchsten Ausmaß kooperativ und verständnisvoll – jedem ist bewusst, dass der Songcontest ein besonderes Event, eine Ausnahmeerscheinung ist. Mit einigen Veranstaltern gibt es bereits Lösungen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2014)

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