Horst Pirker: "'News' bleibt am Markt"

INTERVIEW: VGN-GESCH�FTSF�HRER HORST PIRKER
INTERVIEW: VGN-GESCH�FTSF�HRER HORST PIRKER(c) APA (HERBERT NEUBAUER)
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Die Neuausrichtung einzelner Titel der Verlagsgruppe News soll Anfang 2015 erkennbar sein, verrät Geschäftsführer Horst Pirker. Auf den Medientagen ist er zum Thema Innovation zu Gast.

Vor etwas mehr als 100 Tagen hat Horst Pirker seinen Job als Geschäftsführer der Verlagsgruppe News (VGN) angetreten, wo er das Unternehmen wieder auf Vordermann bringen soll. "Die Herausforderung ist erheblich", sagte Pirker im APA-Interview. Wie im Rallye-Sport müsse man gleichzeitig "Bremsen und Gas geben", so der Medienmanager, was auch bedeute: "Personell wird Bewegung entstehen."

Spürbare Veränderungen bei einigen Titeln des Verlagshauses soll es Anfang 2015 geben. "Wir haben versucht, das entlang der Logik 'Strategie, Struktur, Personen' zu gestalten", erklärte Pirker. Strategie und Struktur seien weitestgehend abgeschlossen, "und auch in der Frage, welche Personen das mit Leben erfüllen sollen, sind wir schon deutlich fortgeschritten". Diesbezüglich soll es Ende September zu einer Finalisierung kommen, um "im Oktober mit den Vorbereitungen in der Umsetzung zu beginnen".

Konkrete personelle Pläne wollte Pirker nicht verraten. "Wir werden einzelne Leute anders einsetzen, als das bisher der Fall war. Es wird hier neue Zuordnungen geben in der Verantwortung." Zudem werde die VGN "auf diesem Weg auch einzelne Mitarbeiter verlieren und neue gewinnen müssen. Das ist zum Teil schon passiert, ohne dass wir das öffentlich machen." Diese "Bewegung" geschehe aber "abseits einer Rasenmähermentalität", wie Pirker betonte. "Wir werden das tun, was notwendig ist."

Die Umgestaltung bei der VGN soll sich für Leser und Werbepartner positiv darstellen. "Einzelne Titel werden wir sauberer positionieren und deutlicher akzentuieren, auch in ihrer Beziehung zueinander", gab Pirker die Route vor. Das teils erkennbare "Verschwimmen" soll dadurch zurückgefahren werden. Basis für die Neupositionierung war eine "ausführliche und gründlich gemachte Ist-Analyse", die für einzelne Magazine mehr Arbeitsbedarf ergeben hat als für andere. "Besser machen kann man immer alles, aber die Unterschiede sind durchaus bemerkenswert."

Pirker: "Korrekturbedarf bei 'News' größer"

Viel Arbeit kommt in punkto "News" auf die Verantwortlichen zu. "Ich verrate kein großes Geheimnis wenn ich sage, dass der Korrekturbedarf bei 'News' größer ist als bei anderen Titeln", sagte Pirker. Details wollte er zwar auch hier keine nennen, hielt aber ein paar "wesentliche Klärungen" fest: "'News' bleibt am Markt, bleibt ein General-Interest-Medium, bleibt weiterhin wöchentlich und bleibt ein Kauftitel. Das kann man vorweg schicken."

Der herausfordernden Situation stehe man jedenfalls "nicht ratlos gegenüber", wurden doch "eine Reihe von Anknüpfungspunkten identifiziert", um "News" wieder auf Kurs zu bringen. "Aber das ist kein einfaches Umlegen eines Schalters. Es wird einer beharrlichen Gesamtanstrengung bedürfen, um diese Verbesserungen zu erreichen."

Von einer Prioritätenliste, was die Arbeit an den jeweiligen Magazinen betrifft, könne laut Pirker aber nicht die Rede sein. "Im Moment arbeiten wir simultan, also an allen Marken parallel. Solange sich das aufrechterhalten lässt, wollen wir das auch beibehalten. Wir wollen, obwohl das eine ziemliche Übung ist, gesamthaft einen neuen Marktauftritt finden." Angesprochen auf das noch unter seinem Vorgänger Axel Bogocz eingesparte Korrektorat meinte Pirker, dass das "nicht in Vergessenheit geraten ist, aber auch nicht die Priorität hat, ganz oben auf der Agenda zu stehen."

Vonseiten des Mehrheitseigentümers Gruner + Jahr gebe es keine Sparvorgaben, so Pirker. "Das ist ein Vertrauensvorschuss, der hier in einer aus meiner Sicht bemerkenswerten und ungewöhnlichen Weise gegeben wird und solcher Vorgaben entbehrt." Das deutsche Medienhaus hat jüngst mit einem harten Sparkurs im Mitarbeiterbereich für Schlagzeilen gesorgt. Am Dienstag trifft Pirker bei den Österreichischen Medientagen in Wien auf die Gruner + Jahr-Vorstandsvorsitzende Julia Jäkel.

Steigt Fellner-Familie bei "News Networld" aus?

Ein Umbruch könnte demnächst bei der Online-Plattform "News Networld" anstehen, und zwar auf Eigentümerseite. Wie der "Standard" vor kurzem berichtete, könnte sich die Familie Fellner, die 25 Prozent daran hält, zurückziehen. "Das ist ein Thema, an dem gearbeitet wird, das aber nicht wettbewerbsentscheidend ist, sondern eher ein administratives Thema." Pirker bezeichnete es als "administrativ belastend", wenn zwei "mittlerweile untrennbar miteinander verbundene Themen, wie eine Marke analog und digital anzubieten, unterschiedliche Eigentümerkonstellationen" haben. Daran werde "ohne Zeitdruck und mit der notwendigen Gelassenheit gearbeitet, aber auch beharrlich".

Bei den Online-Auftritten von "News Networld" sowie der mehr als ein Dutzend Magazine soll "das Markenbezogene im Vordergrund stehen". Teils gebe es erfolgreich positionierte Plattformen, teil müsse daran noch gearbeitet werden. Bezüglich der Monetarisierung von Online-Inhalte werde die VGN "keinen Sonderweg gehen oder sich als Pionier darstellen. Dafür haben wir zu viele andere Hausaufgaben, die noch existenzieller sind", unterstrich Pirker. Dies sei eine Frage, "die größere Medienunternehmen lösen müssen".

Medientage

Horst Pirker am 16. September bei den Österreichischen Medientagen in Wien, Diskussion "Transformation durch Innovation. Printmedien auf dem Prüfstand" mit u.a. Eva Dichand ("Heute"), Gerhard Riedler (Mediaprint), Julia Jäkel (Gruner + Jahr)

www.medien-tage.at

(APA)

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