Der Sender setzt abseits des neuen Polittalks „Klartext“ auch 2015 auf Doku- und Ratgebersoaps.
„Außendienstmitarbeiter“ nennt sich Martin Thür auf seinem Twitter-Profil, also dort, wo er schon länger viele Fans hat, darunter auch ORF-Kollegen Armin Wolf. Nur konsequent also, dass der Reporter in der neuen Sendung „Klartext“ (Montag, 22.20Uhr) auch nach draußen geht. Zum Auftakt am Montag besuchte er drei Vertreter des „mächtigsten Männerklubs Österreichs“, die Landeshauptleute von Tirol, Oberösterreich und Wien. Drei Interviews in 20 Minuten – das ist kurz, aber auch kurzweilig. Allerdings: außer ein paar Sagern der Befragten („Wir sind nicht Besserwisser, sondern Bessermacher“) erfuhr der Zuseher kaum etwas Neues. Positiv fielen hingegen das bewusst unprätentiöse Setting und der schnelle Schnitt sowie die Infografiken auf, die Thürs kompakte Erklärungen vor und zwischen den Interviews, etwa zum Finanzausgleich, umrahmten.
Nur mehr hie und da „Am Punkt“
Mit „Klartext“ will ATV zeigen, dass er auch im Informationsbereich etwas bieten kann. Die kürzlich eingestellte Sendung „Am Punkt“ soll nur mehr unregelmäßig zu bestimmten Anlässen zurückkehren. Senderchef Martin Gastinger gab am Dienstag einen Programmausblick auf das Jahr 2015. Dass die fünf Millionen Euro teure Daily-Soap „Wien – Tag und Nacht“ im Vorjahr floppte und vorzeitig abgesetzt wurde, „hat uns zwar wehgetan“, sagte er, dennoch wolle man jetzt „richtig Gas geben“. Ende 2015 soll nach ATVII ein dritter Sender mit einer klaren Zielgruppe (vermutlich Frauen) starten – und nach dem Vorbild des „Dschungelcamps“ will ATV österreichische Prominente in den „Promiknast“ schicken.
Ansonst positioniert sich ATV als Ratgeberplattform. Zu den bereits bestehenden Servicesendungen wie „Pfusch am Bau“ und „Mein Recht!“ kommen neue dazu: In „Mein Hausarzt“ hilft Mediziner Holger Ferstl bei Erkrankungen. Ansichten von Herrn und Frau Österreicher zur Politik sollen in der Doku-Reihe „So denkt Österreich“ abgefragt werden. Und natürlich kehren ATV-Klassiker wie die Kuppelshow „Bauer sucht Frau“ zurück. Dass Robert Nissel, einer der Protagonisten aus der Doku-Soap „Das Geschäft mit der Liebe“, nun in Bad Fischau für die FPÖ kandidiert, ändert nichts daran, dass die Produktion in die fünfte Runde geht. (awa)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2014)