Reich-Ranicki nimmt Gottschalk in Schutz

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Elke Heidenreich übte heftige Kritik an der "witz- und geistlosen" Moderation Gottschalks. Nun gab es Schelte vom Literaturpapst: "Elke hat sich miserabel benommen." Doch Heidenreich legte nach.

In die deutsche Debatte um das Niveau im Fernsehen kehrt keine Ruhe ein: Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hat Moderator Thomas Gottschalk vor den Angriffen Elke Heidenreichs in Schutz genommen. Nachdem Reich-Ranicki den Deutschen Fernsehpreis abgelehnt hatte, hatte Heidenreich Gottschalks Moderation und Laudatio bei der Gala heftig kritisiert. Sie bezeichnete in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" die Fernsehpreis-Gala als "stundenlangen Schwachsinn in hässlicher Kulisse" mit witz- und geistlosen Moderationen ihres ZDF-Kollegen Thomas Gottschalk, "die er so oder anders schon tausendmal gemacht hat".

Reich-Ranicki sagte dazu der Illustrierten "Bunte": "Thomas als dumm hinzustellen, ist eine Unverschämtheit. Elke hat sich miserabel benommen. Sie hat noch intrigiert. Sie wollte, dass man Thomas meine Laudatio wegnimmt, um sie selbst zu halten."

"Dummer" Mensch in Literatursendung

Gottschalk sagte seine Teilnahme an Heidenreichs Sendung "Lesen!" am 5. Dezember ab. Er erklärte der "Bunten", warum: "Es gehört zu meinem Job, dass mich jeder ungestraft einen Idioten nennen darf. Dafür bezahlt mich das ZDF anständig", sagte er. "Aber einen Menschen, den man für dumm hält, in die eigene Literatursendung einzuladen, ist auch nicht gerade ein Zeichen großer Weisheit. Und da ich helfe, wo ich kann, bleibe ich halt zu Hause."

Heidenreich sagte demselben Blatt, sie habe Gottschalk eingeladen, um "dem ZDF eine Freude zu machen". Sie legte mit ihrer Kritik an Gottschalk nach: Sie finde ihn persönlich einen netten Kerl. "Und er war mal gut. Er war natürlich, witzig und schnell. Aber ich finde nicht, dass er nach all diesen Jahren noch ein guter Moderator ist. Er ist ein müder alter Mann."

Zu alt für den Job?

Der 58-jährige Gottschalk konterte: "Wenn sie sich Sorgen macht, ich sei zu alt für meinen Job, soll sie mal in ihrem Literaturlexikon nachgucken. Goethe hat in meinem Alter beruflich und privat noch voll auf den Putz gehauen. Marcel Reich-Ranicki ist 30 Jahre älter als ich, und man hat ja gesehen, wie der noch ausrasten kann."

Heidenreichs Vertrag beim ZDF läuft zum Jahresende aus. Zur Frage einer Erneuerung hat sich Intendant Markus Schächter sehr zurückhaltend geäußert. Heidenreich selbst teilte in der "FAZ" auch gegen den Sender aus: "Man schämt sich, in so einem Sender überhaupt noch zu arbeiten. Von mir aus schmeißt mich jetzt raus."

Reich-Ranicky lehnt Fernsehpreis ab

(Ag.)

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