ORF erwartet auch für 2009 negatives Konzernergebnis

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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100 Millionen Euro Minus schreibt der ORF heuer, nun heißt es sparen: Die Ausgaben sollen um 85 Millionen Euro gesenkt werden. Die Champions League wird gestrichen. 2009 soll man "nur" ein Minus von 29 Millionen Euro haben.

Der ORF rechnet auch 2009 mit einem negativen Konzernergebnis. Heuer beträgt das Minus voraussichtlich 100 Millionen Euro, im kommenden Jahr sollen es 29 Mio. Euro sein. Das geht aus dem ORF-Finanzplan für 2009 hervor, der von der Geschäftsführung an die Mitglieder des ORF-Stiftungsrats versandt wurde. Das prognostizierte Ergebnis für 2008 liegt mit minus 100 Mio. Euro weit unter Plan. Ursprünglich war ein Ergebnis von minus 36,5 Mio. vorgesehen.

Um den finanziellen Schwierigkeiten des öffentlich-rechtlichen Senders entgegen zu treten, haben die ORF-Geschäftsführung und der Stiftungsrat radikale Struktur- und Sparmaßnahmen angekündigt. Die sind derzeit noch nicht vollständig im Finanzplan einkalkuliert. Für Vorhaben wie etwa die Ausgliederung des Radio-Symphonieorchesters (RSO) oder des Facility-Managements (Gebäudeverwaltung) ist zunächst die Zustimmung des obersten ORF-Gremiums notwendig, bevor diese ins Budget "eingepreist" werden können. Der Finanzplan geht davon aus, dass der ORF die Angebotsvielfalt in TV, Radio, Online und im Bereich der Landesstudios aufrecht erhält. Weitere Strukturpläne legt ORF-Generaldirektor Alexander Wrabtz dem Stiftungsrat in der nächsten Sitzung im Dezember vor.

"Kostenneutrale" Lohnrunde

Den Sparstift anlegen will der ORF in jedem Fall in den Fernsehdirektionen, wo der Sachaufwand um 13 Mio. Euro gesenkt werden soll. Ausstrahlungs-, Betriebs- und Verwaltungskosten sollen um knapp sieben Mio. Euro reduziert werden. Sparen will der ORF im kommenden Jahr auch bei fiktionalen Großproduktionen und Sportrechten. So ist etwa die Ausstrahlung der Champions League nicht mehr vorgesehen. Einsparungen gegenüber 2008 bringen außerdem der Wegfall von sportlichen Großereignissen wie etwa der Fußball-Europameisterschaft.

Zurückhaltung dürfte die Geschäftsführung beim kommenden Gehaltsabschluss üben. Laut ORF-Unterlagen bedarf es einer "kostenneutralen Lohnrunde". Sollte es Gehaltserhöhungen geben, werden diese Dienstrechtsverschlechterungen oder Personalkürzungen nach sich ziehen. Bereits bekannt ist der Plan, 250 Stellen nicht nachzubesetzen. Insgesamt ist 2009 - abgesehen von Biennalsprüngen - keine weitere Erhöhung des Personalaufwandes vorgesehen, heißt es im ORF-Finanzplan.

Sonderbudget für Wintersport

Bei den Programmvorhaben 2009 scheinen die Alpine Ski-WM in Val d'Isere und die Nordische Ski-WM in Liberec als große Positionen auf. Hier wird ein Sonderbudget von 7,3 Millionen Euro veranschlagt. In der Unterhaltung schlagen die fünfte Staffel von "Dancing Stars" (5,3 Mio.) sowie die für Spätherbst 2009 geplante Doku-Soap "Das Rennen", bei der Prominente gemeinsam mit Armin Assinger für das große ORF-Skirennen trainieren, zu Buche.

Weiters wurden u.a. ein Schwerpunkt "2ter Weltkrieg" (1939), sowie ein Schwerpunkt zu "Die Teilung Europas (1989)" budgetiert. Für den Bereich Fernsehfilm sind 32,2 Mio. Euro budgetiert.

527,7 Mio. Euro aus Programmentgelten

Alles in allem will der ORF im nächsten Jahr knapp 85 Mio. Euro weniger ausgeben als heuer - der Gesamtaufwand 2009 wird mit 952,5 Mio. Euro berechnet. Der Gesamtumsatz des Unternehmens soll im nächsten Jahr laut Plan bei 876,1 Mio. Euro liegen - gegenüber dem prognostizierten Wert für 2008 ist das ein Rückgang von knapp elf Millionen Euro.

Ein Plus von knapp 24 Mio. Euro gegenüber 2008 bringt die Gebührenerhöhung, die seit Juni 2008 in Kraft ist und 2009 voll wirksam wird. In Summe kann der ORF damit auf 527,7 Mio. Euro aus Programmentgelten rechnen. Die Finanzerträge werden im kommenden Jahr mit voraussichtlich 18 Mio. Euro unter dem langjährigen Schritt liegen. Der ORF rechnet damit, dass sich die Kapitalmärkte im Verlauf des Jahres 2009 stabilisieren. Heuer wird der Sender nach den drastischen Kursrückgängen an den Börsen statt der budgetierten 40 Mio. Euro keine Finanzerträge haben.

Werbung geht zurück

Schuld an dem weiterhin negativen Ergebnis sind unter anderem Rückgänge bei den Werbeerlösen. Aufgrund der Finanz- und Konjunkturkrise muss der ORF im kommenden Jahr seine Annahmen für die Werbeeinnahmen deutlich reduzieren, hinzu kommt die wachsende Reichweite der privaten Sender, die mit der Digitalisierung einhergeht. Der ORF rechnet damit, dass sein Anteil am Brutto-Gesamtwerbekuchen von 52 auf 49 Prozent zurückgehen wird. Die Werbeerlöse 2009 werden mit 253,4 Mio. Euro budgetiert - gegenüber der aktuellen Prognose für 2008 ist das ein Rückgang von 5,8 Prozent beziehungsweise 15,6 Mio. Euro.

(APA)

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