ORF: Auch 2009 Millionenverluste

ORF-Unternehmenssprecher Pius Strobl (l) und ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz
ORF-Unternehmenssprecher Pius Strobl (l) und ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz(c) Hans Klaus Techt
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Nach einem Minus von 100 Millionen Euro 2008 wird für das kommende Jahr mit einem negativen Konzernergebnis von minus 29 Millionen Euro gerechnet. Gespart wird bei Sportübertragungen – und der Filmwirtschaft.

Am Montag trudelte bei den ORF-Stiftungsräten der Finanzplan 2009 ein. Und der verheißt nichts Gutes: Nach einem Minus von 100 Millionen Euro 2008 wird für das kommende Jahr mit einem negativen Konzernergebnis von minus 29 Millionen Euro gerechnet. Vorerst. Heuer war das Minus zunächst auf 36,5 Millionen beziffert gewesen – hatte sich dann aufgrund schwächerer Werbeeinnahmen und des schlechten Finanzergebnisses verdreifacht. ORF-Insider sind ob der Zahlen besorgt: Das für 2009 avisierte Minus werde sich nur erreichen lassen, wenn die Werbung nicht weiter einbricht als prognostiziert (ORF-General Alexander Wrabetz geht von minus 5,8Prozent auf 253,4 Mio. € aus) – und wenn es eine Nulllohnrunde oder eine „kostenneutrale“ Lohnrunde gibt (bei der Gehaltserhöhungen durch Personalkürzungen oder andere Maßnahmen aufgewogen werden). Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser zur „Presse“: „Wenn man eine Nulllohnrunde will, soll man das offen sagen und nicht damit rechnen, dass die Belegschaftsvertretung solchen Wünschen nachkommt.“ Leicht möglich also, dass der ORF 2009 mit dem anvisierten Minus nicht über die Runden kommt.

Werbeanteil sinkt, Eigenkapital schrumpft

Als problematisch werten Beobachter, dass sich der Umsatz – 876,1 Mio. € sind prognostiziert – 2009 bereits nur mehr zu 29 Prozent aus Werbung, zu 60 Prozent aus Gebühren finanzieren wird (elf Prozent sonstige Erträge): „Das ist nicht mehr halbe-halbe“, so ein Stiftungsrat. Die Gebührenerhöhung bringt 2009 ein Plus von 24 Mio. € – insgesamt wird mit 527,7 Mio. € aus Programmentgelten gerechnet. Bei den Finanzerträgen rechnet die ORF-Geschäftsführung mit Einnahmen von 18 Mio. €. Voraussetzung ist allerdings, dass sich die Kapitalmärkte stabilisieren.

Die weitere Verringerung der Eigenkapitalquote wird mit Sorge beobachtet. Gespart werde nicht durch strukturelle Maßnahmen (ein entsprechendes Konzept will Wrabetz den Räten erst Ende November schicken), sondern bei variablen Kosten, wird kritisiert. Der Gesamtaufwand 2009 wird mit gut 950 Mio. € um knapp 85 Mio. unter dem Wert 2008 liegen. 77 Mio. € sollen allein beim ORF-Programm gespart werden – „ein echter Kahlschlag“, kritisiert ein Stiftungsrat. Die Champions League wird gestrichen. Aber auch die heimische Filmwirtschaft muss mit Kürzungen rechnen (obwohl sie als Argument für die Gebührenerhöhung angeführt wurde): 80 statt bisher 100 Mio. € Euro sollen für Auftragsproduktionen in Information und Unterhaltung ausgegeben werden. Es wird also weniger neues Programm produziert. 13 Mio. € Sparvolumen erhofft man sich durch die Reduzierung des Sachaufwands in der Fernsehdirektion, weitere 6,8 Mio. € durch Verringerung der Ausstrahlungs-, Betriebs- und Verwaltungskosten (etwa, indem analoge Frequenzen abgeschaltet werden). Der Stiftungsrat erwartet für die Dezembersitzung genaue Erklärungen, wie Wrabetz das alles in die Tat umsetzen will. Aus dem Stiftungsratskreis war am Montag Skepsis zu vernehmen: „Ich zweifle an der konkreten Umsetzbarkeit dieses Budgets. Papier ist schließlich geduldig...“

ORF-FINANZPLAN 2009

Der Gesamtumsatz 2009: 876,1 Mio. € (–1,2% gegenüber 2008); Werbeerlöse: 253,4 Mio. € (–5,8%); Programmentgelt: 527,7 Mio. € (+4,7%); sonstige Erträge: 16,6Mio. € (bleibt gleich).
Gespart werden sollen 84,7Mio. € – bei Sportübertragungen und Auftragsproduktionen, beim Sachaufwand in der TV-Direktion, in Betrieb und Verwaltung.
Das Finanzergebnis wird auf 18Mio. € beziffert, die Eigenkapitalquote des ORF sinkt weiter.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2008)

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