"Polnisches KZ": Polen will Zeitung "Die Welt" klagen

KZ in Majdanek
KZ in Majdanek(c) EPA (Martin Keene)
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Die deutsche Tageszeitung bezeichnete ein NS-Konzentrationslager als "polnisch". Warschau überlegt, einen Musterprozess gegen das Blatt zu führen. "Die Welt" hat sich entschuldigt.

Der deutschen Tageszeitung "Die Welt" droht eine Klage der Warschauer Regierung, weil das Springer-Blatt Majdanek in seiner Internet-Ausgabe als "polnisches Konzentrationslager" bezeichnet hat. Der stellvertretende polnische Außenminister Ryszard Schnepf bezeichnete dies am Dienstag als "skandalös", gerade von einer deutschen Zeitung. "Die Welt" berichtigte die Formulierung. Chefredakteur Thomas Schmid drückte in einem Brief an die polnische Botschaft in Berlin sein Bedauern aus.

Falsches Adjektiv: Großer Prozess?

Vize-Außenminister Schnepf plädierte für "radikale Maßnahmen" gegen die falsche Verwendung des Adjektivs polnisch für die deutschen Konzentrationslager im damals besetzten Polen. Er denke an einen großangelegten juristischen Prozess, um ein entsprechendes Echo in der Weltpresse zu erreichen.

In der Internetausgabe der "Welt" sei von dem "ehemaligen polnischen Konzentrationslager Majdanek" die Rede gewesen, erklärte die Redaktion auf der Seite mit dem am Montag erstmals erschienen Artikel. "Das ist falsch. Es handelte sich um ein deutsches Konzentrationslager, das die SS im besetzten Polen im Auftrag Heinrich Himmlers errichtet hat." Ein Springer-Sprecher erklärte ergänzend: "Selbstverständlich wissen wir auch um die besondere Brisanz und Emotionalität." Die entsprechende Formulierung sei umgehend geändert worden. "Majdanek war natürlich ein deutsches Konzentrationslager. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen."

Majdanek: Ehemaliges KZ in Ostpolen

In dem Artikel wird beschrieben, wie das Foto eines jungen Israelis, der bei einem palästinensischen Selbstmordanschlag in Haifa ums Leben kam, um die Welt reist. Der Vater des 16-jährigen Buben hatte per Internet dazu aufgerufen, das Foto seines Sohnes mitzunehmen und an verschiedenen Orten auf der Welt zu fotografieren. Einer der Orte, die im Artikel erwähnt werden, ist das ehemalige deutsche Konzentrationslager Majdanek in Ostpolen.

Nach Angaben der polnischen Tageszeitung "Rzeczpospolita" sprach Schnepf bereits mit Ministerpräsident Donald Tusk und Außenminister Radoslaw Sikorski über den Vorfall. Warschau protestiert immer wieder sehr scharf, sobald in der ausländischen Presse der falsche Ausdruck "polnisches Konzentrationslager" benutzt wird.

360.000 Menschen ermordet

Das Lager Majdanek wurde 1941 von den deutschen Besatzern bei der Stadt Lublin errichtet. Bis 1944 wurden von den 500.000 Gefangenen 360.000 in den Gaskammern des Lagers ermordet oder erschossen. Unter ihnen waren 230.000 europäische Juden, 120.000 nicht-jüdische Polen und tausende sowjetische Kriegsgefangene.

(Ag.)

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