Erster Public-Value-Bericht.
Die gute Nachricht: Der ORF hat sich auf eine Definition des Public Values („öffentlich-rechtlicher Mehrwert“) festgelegt. Er besteht aus fünf „Qualitätsdimensionen“:
•Der „individuelle Wert“ setzt sich aus Vertrauen, Service, Unterhaltung, Wissen und Verantwortung zusammen.
•Vielfalt, Orientierung, Integration, Bürgernähe und der Kulturauftrag bilden den „Gesellschaftswert“.
•Der „Österreichwert“ besteht aus Identität, Wertschöpfung, Föderalismus.
•Europa-Integration und globale Perspektiven sind der „internationale Wert“.
•Innovation, Transparenz und Kompetenz bilden den „Unternehmenswert“.
Die schlechte Nachricht ist: Gemessen wird der Public Value vorerst nicht – in dem nun vorgelegten „Bericht“ kommen ausschließlich ORF-Mitarbeiter zu Wort. Kritische Stimmen enthält das bunte 250-Seiten-Werk nicht – auch wenn es „nicht 15 Mal von der Pressestelle“ gelesen wurde, wie Wrabetz betont. Ein „Finanzierungshandbuch“ soll nachgereicht werden – auch weil die EU-Kommission eine „Trennungsrechnung“ verlangt (getrennte Rechnungskreise für die Verwendung von Werbe- bzw. Gebührengeld).
Redakteursrat: Appell an Stiftungsrat
Inzwischen wenden sich die, die den Public Value produzieren, an den Stiftungsrat, der Donnerstag tagt: Der Redakteursrat appelliert nach „Presse“-Informationen in einem Schreiben an die Räte, in der Sitzung verantwortungsvoll über Wrabetz' Konzept abzustimmen. Die Vorstellungen der Geschäftsführung über die „inhaltliche Entwicklung des ORF“ seien bei den Journalistenvertretern „trotz mehrfacher Urgenz nicht einmal ansatzweise bekannt“. Der Redakteursrat legt außerdem eine Studie vor, die zum Schluss kommt, die Online-Direktion sei eine „Fehlkonstruktion“ – und fragt: „Welches Ausmaß müssen Direktoren-Fehlleistungen (nicht nur des Online-Direktors) haben, dass sich der Stiftungsrat zu Konsequenzen veranlasst sieht?“ trick
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2008)